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بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Zeitung al-Raya

Die Geschehnisse in den USA und ihr Einfluss auf die weltpolitische Lage

(Teil 5)

Von A. Manzour

Die Euopäer, insbesondere Deutschland und Frankreich, hatten begonnen, die USA herauszufordern. In der Ukraine-Frage haben beide Länder den amerikanischen Plan einer Bewaffnung der Ukraine abgelehnt, mit dem die Amerikaner Russland via Europa attackieren und eine Spaltung zwischen Europa und Russland und damit eine Art Kriegszustand zwischen ihnen bewirken wollten. So hätten die USA als Nutznießer diese Konfrontation für ihre Zwecke nutzen und über die unterschiedlichen Konfliktparteien bestimmen können. Doch Deutschland und Frankreich gingen hin und unterzeichneten 2015 gemeinsam mit Russland das Minsker Abkommen für eine friedliche Beilegung des Ukraine-Konflikts. Ferner hatte Deutschland die Forderungen Amerikas zurückgewiesen, Griechenland einen Schuldenerlass zu gewähren und im Namen der Europäischen Union während der griechischen Finanzkrise von 2015 ein Hilfsprogramm verabschiedet. Die Staatsverschuldung Griechenlands war damals auf 200% des Bruttoinlandsprodukts gestiegen und das Land wurde der finanziellen und politischen Kontrolle der EU unterstellt. Zuletzt entzündete sich zwischen Deutschland und den USA ein Konflikt um die Nord Stream 2-Pipeline. Klaus Ernst, Vorsitzender des Wirtschafts- und Energieausschusses im Bundestag, sagte hierzu: „Das Verhalten der USA in dieser Frage darf nicht als freundschaftlicher Akt verstanden werden, sondern als Angriff auf die Souveränität Deutschlands und der Europäischen Union. (Russische Nachrichtenagentur Novosti, 05.06.2020) Von der Sprecherin des Wirtschaftministeriums wurde betont: „Berlin lehnt die Idee der US-Sanktionen kategorisch ab.“ Deutschland beobachte die US-Maßnahmen in dieser Angelegenheit aus nächster Nähe. Hintergrund war ein Gesetzesentwurf des US-Senats zu neuen Sanktionen gegen das deutsche Nord Stream 2-Projekt. Bei diesem Projekt geht es um die Verlegung zweier Erdgas-Pipelines, die von Russland nach Deutschland durch die Ostsee verlaufen sollen, wobei die Gasrohre über eine Transportkapazität von 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr verfügen.

Frankreich wiederum fordert wiederholt die Gründung einer europäischen Armee als Bollwerk gegen Russland, China und die USA. Das entrüstete US-Präsident Trump, der sich im November 2018 bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident Macron befand. Deutschland unterstützte Frankreich in dieser Forderung. Die Europäische Union richtete einen Fond ein, der jährlich fünf Milliarden Euro umfassen soll, um eine solche Europaarmee aufzustellen. Das bedeutet allerdings nicht, dass irgendeine der drei europäischen Großmächte– gemeint ist das europäische Dreiergespann Großbritannien, Frankreich und Deutschland – imstande wäre, die USA zu ersetzen. Zwar sind die USA in einem äußerst labilen Zustand. Im Alleingang jedoch wäre keines der erwähnten Länder mächtig genug, es mit den USA aufzunehmen. Sie versuchen es mit vereinten Kräften, obwohl sie in den unterschiedlichsten Fragen zerstritten sind, zumal Großbritannien unwiderruflich aus der EU ausgetreten ist und nicht im Entferntesten daran denkt, zusammen mit Deutschland und Frankreich eine politische Einheit zu bilden. Großbritannien ist in einer schwachen Position. Frankreich und Deutschland wiederum rivalisieren um den Führungsanspruch in Europa. Keines der beiden Länder würde dem anderen den Vortritt in der Führung Europas lassen. Und daher ist die Euroäische Union ein zerbrechliches Gebilde geblieben und wird es - wenn sie nicht ganz auseinanderfällt- auch künftig bleiben, zumal sie ohnehin der Gefahr einer Spaltung und eines Zerfalls ausgesetzt ist. Denn der Nationalismus nagt an jedem europäischen Land wie ein Wurm, der diese Union auszuhöhlen droht. Und auch die wirtschaftlichen Krisen und nicht zuletzt die Corona-Krise haben die Mängel der Union und das Ausmaß der Fragilität ihrer Länder aufgedeckt. Aus diesem Grund ist es so gut wie ausgeschlossen, dass eine der EU-Großmächte die USA als Weltführungsmacht ersetzen könnte.

Was Russland betrifft, auch wenn es ein flächenmäßig großes Land und über Atomwaffen verfügt, es trägt keinerlei Botschaft oder Ideen an die Welt. Darüber hinaus zeichnet sich der Staat durch außenpolitische Dummheit aus. Die USA instrumentalisieren Russland und nutzen es aus, während es selbst der Illusion verfallen ist, selbst davon zu profitieren. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Russland zu einer Weltmacht aufsteigt. Selbst in der Sowjet-Ära, als es noch Träger einer Botschaft war, die USA herausforderte und außerdem über ein starkes Militärbündnis und über breiten politischen Einfluss in Osteuropa, im Balkan, in Zentralasien, im Kaukasus und in einigen Staaten Afrikas verfügte und seine Führung außerdem ein viel größeres politisches Bewusstsein hatte, schaffte es der Staat nicht, zur Weltmacht Nummer eins aufzusteigen. Der Staat gab sich damit zufrieden, sich mit seinem Feind zu versöhnen und mit ihm in friedlicher Koexistenz und Harmonie zu leben, und zwar seit der Einigung 1961 mit den USA. Diese Appeasement-Politik setzte Russland bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 fort. Heute ist der politische, wirtschaftliche, geopolitische und militärische Zustand Russlands um ein Vielfaches schwächer als damals.

Was China betrifft, so ist es ebenfalls unwahrscheinlich, dass es zur Weltmacht aufsteigt. Das Land hat es bis heute nicht geschafft, international zur Großmacht aufzusteigen und trotz seines wirtschaftlichen und militärischen Potentials lediglich die Stufe einer regionalen Großmacht zu erreichen. Dabei hätten sich zahlreiche politische Chancen dazu geboten, die China jedoch nicht genutzt hatte. Die Kurzsichtigkeit Chinas und der Mangel an einem umfassenden politischem Bewusstsein, fehlender politischer Mut und Wille und weil das Land weder eine Botschaft noch Ideen an die Welt zu tragen gewillt ist und aufgrund der Tatsache, dass das Land noch nie eine Großmacht war, das chinesische Volk weder eine Sensibilität dafür hat noch solche Ideen besitzt und es das Wohlgefallen Amerikas sucht zu ihrem Nachteil, fordert China die USA nicht heraus noch bedrängt es sie noch stellt es sie bloß. Diese Eigenschaften jedoch machen eine Großmacht aus. Daher verharrt China auf der Stufe einer Regionalmacht. Selbst als die Volksrepublik zu Maos Zeiten noch eine Botschaft trug, über ein politisches Bewusstsein verfügte und versucht hatte, die USA und die Sowjetunion zu bedrängen und danach strebte, auch international zur Großmacht aufzusteigen, ist sie es nicht geworden. Und die Nachfolger Maos beschränkten ihre Politik auf die Region.

Alles, was wir bisher erwähnten, deutet darauf hin, dass sich die Herausforderungen für die USA als Weltführungsmacht verfielfachen werden. Mit jeder Krise, die die Schwäche, die Inkompetenz und das Scheitern der USA und das ihres kapitalistischen Systems aufdeckt, schreiten sie dem Abgrund entgegen, auch auf aufgrund der substanzlosen Lösungen, die ihre Denker und Politiker zu bieten haben. Das lässt auf eine baldige Erosion schließen, auf ein näherrückendes gewaltiges Erdbeben, das die USA von der Position der Weltführungsmacht stürzen wird. Allerdings: Es existiert keine Großmacht, die ein geeigneter Kandidat für diese Position wäre. Es wird weiterhin Großmächte geben, die sich allenfalls im Grad der Einflussnahme angleichen. Aus diesem Grund wird es, was die Führung der Welt betrifft, international ein Vakuum entstehen. Und dieser Umstand ist der Hinweis für die baldige Erfüllung einer buš des Gesandten (s), einer Frohbotschaft, die besagt:

«ثُمَّ تَكُونُ خِلَافَةٌ عَلَى مِنْهَاجِ النُّبُوَّةِ»

Sodann wird ein Kalifat nach dem Plane der Prophetenschaft entstehen.

Mit Allahs Erlaubnis wird dieses Kalifat Gerechtigkeit walten lassen und das Gute und die Rechtleitung in alle Teile der Welt verbreiten, und es wird den Platz der Weltführungsmacht übernehmen. Allah (t) sagt:

(وَعَدَ اللَّهُ الَّذِينَ آمَنُوا مِنكُمْ وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ لَيَسْتَخْلِفَنَّهُم فِي الْأَرْضِ كَمَا اسْتَخْلَفَ الَّذِينَ مِن قَبْلِهِمْ وَلَيُمَكِّنَنَّ لَهُمْ دِينَهُمُ الَّذِي ارْتَضَى لَهُمْ وَلَيُبَدِّلَنَّهُم مِّن بَعْدِ خَوْفِهِمْ أَمْناً يَعْبُدُونَنِي لَا يُشْرِكُونَ بِي شَيْئاً وَمَن كَفَرَ بَعْدَ ذَلِكَ فَأُوْلَئِكَ هُمُ الْفَاسِقُونَ)

Allah hat denjenigen von euch, die glauben und rechschaffene Werke tun, versprochen, dass Er sie ganz gewiss als Nachfolger auf Erden einsetzen wird, so wie Er diejenigen, die vor ihnen waren, als Nachfolger einsetzte, dass Er für sie ihrer Religion, der Er für sie zugestimmt hat, ganz gewiss eine feste Stellung verleihen wird und dass Er ihnen nach ihrer Angst statt dessen gewiss Sicherheit gewähren wird. Sie dienen Mir und gesellen Mir nichts bei. Wer aber danach ungläubig ist, jene sind die Frevler. (24:55)

Quelle: Al-Raya/Ausgabe 309/21.10.2020

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