Donnerstag, 19 Jumada al-awwal 1446 | 21/11/2024
Uhrzeit: (M.M.T)
Menu
Hauptmenü
Hauptmenü
  •   |  

بسم الله الرحمن الرحيم

Im Namen Allahs des Erbarmungsvollen des Barmherzigen

Die Nato lobt den Beitrag der Türkei für den Nordatlantikpakt.

Ist dies ein Dienst am Islam oder dient es den Interessen der Türkei?

Von Asad Mansur

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg lobte am 18. Februar 2020 gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu den Einsatz der Türkei für die Nato, seitdem sie Teil dieses Bündnisses ist. So sagte er: „Die Türkei ist seit 68 Jahren ein wertvolles Mitglied der Nato-Familie. Sie gehört zu den Mitgliedern, die sich am stärksten an Nato-Missionen und – Operationen in vielen Ländern beteiligt haben, wie in Afghanistan, im Kosovo und im Irak. Ebenso ist sie der Bündnispartner, den es aufgrund von Chaos, Gewalt und mangelnder Stabilität im Nahen Osten am meisten in Mitleidenschaft gezogen hat. Und sie ist am häufigsten „terroristischen“ Angriffen ausgesetzt. Zum 68. Jahrestag des Beitritts der Türkei in das Bündnis möchte ich ihr meinen tiefen Dank für ihre durchgehende und wichtige Unterstützung für unsere Allianz ausdrücken. Ohne Zweifel wird sie ihre wertvolle Rolle innerhalb dieses Gebildes als starkes Mitglied beibehalten.“

Die Türkei war der Nato am 18.02.1952 als dreizehntes Gründungsmitglied beigetreten. Das Nordatlantische Bündnis wurde am 04.04.1949 in Washington ins Leben gerufen - zum Schutz der westlichen Werte und Interessen in der Welt vor dem Kommunismus und der Sowjetunion, welche ihrerseits den Warschauer Pakt gründet hatte. Mit dem Zerfall der UDSSR zerfiel auch der Warschauer Pakt. Und eigentlich hätte sich damit auch die Nato auflösen müssen. Schließlich war das Ziel, warum die Nato entstanden war, weggefallen. Doch die USA hielten an der Nato fest, um ihre kolonialistischen Ziele in der Welt im Namen der Verteidigung der Bündnispartner zu verwirklichen und um ihre Hegemonie über die Mitglieder – besonders jene in Westeuropa - beizubehalten, die sich aber genau derer entledigen und eine eigene Stärke aufbauen wollen. Darauf beharrt etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der den Nordatlantikpakt als „hirntot“ bezeichnet hatte. Die Türkei hingegen hält an der Aufrechterhaltung der Nato fest - zur Unterstützung der USA. Sie stellt ihre Territorien für Nato-Stützpunkte bereit, um eine stärkere Beteiligung zu demonstrieren. Anstelle des Kommunismus war inzwischen der Islam als Feind auserkoren worden. So erklärte der ehemalige US-Verteidigungsminister Dick Cheney auf der Münchner Sicherheitskonferenz von 1992, dass der neue Feind der Nato nun der „politische Islam“ sei. Nachdem Cheney 2001 zum Vizepräsidenten der USA ernannt wurde, proklamierten er und sein damaliger Präsident Bush den Kreuzzug gegen die islamische Welt. So besetzten sie Afghanistan und den Irak mit dem Willen, auch so mit den übrigen islamischen Ländern zu verfahren und zeichneten eine neue „Roadmap für den neuen Mittleren Osten“. Allerdings machten die Mujahidun in Afghanistan und im Irak den USA einen Strich durch die Rechnung. Sie machten den Traum bzw den Sieg der Amerikaner zunichte und brachten die internationale Position der USA ins Wanken.

Der Beitrag, den die Türkei für die Nato leistet, ist gewaltig. So hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass der Druck auf Westeuropa abflachte, als sie eine vordere Front für die Nato bildete, sodass die Sowjetunion gezwungen war, 25 Truppeneinheiten in die Kaukasusregion zu entsenden, was einer Anzahl von 300.000 Soldaten entsprach, um sich der Nato in der Türkei entgegenzustellen. Die Sowjetunion setzte ihre Kräfte in Richtung Westen in der Türkei ein und legte ihren Fokus auf Ost- und Mitteleuropa. Die Ausgaben der Europäer für den Bereich Sicherheit wurden heruntergefahren, sodass die Europäer sich des Wohlstands und der Sicherheit erfreuen konnten.

Die Türkei beteiligte sich am Korea-Krieg (1950-1953) mit einem Kontingent von über 15.000 Soldaten, um unter der Nato-Flagge für die Amerikaner zu kämpfen. Diese schickten die türkischen Soldaten in Gebiete, die für die Amerikaner nicht einnehmbar waren, sodass 60% der getöteten Soldaten Türken waren, die in der sogenannten „Kunuri-Schlacht“ gegen die Chinesen gekämpft hatten. Die Türkei selbst hatte nicht den geringsten Nutzen davon, sondern nur Schäden davongetragen. Profiteure waren allein die USA, die die Kontrolle über Südkorea erlangten.

Die Türkei war ebenfalls Teil der unter Nato-Kommando stehenden Missionen IFOR und SFOR in Bosnien-Herzegowina und der KFOR-Mission im Kosovo sowie der Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF in Afghanistan.

In der Türkei wurde 2005 das „Centre of Excellence Defence Against Terrorism“ (TMMM) entsprechend den Beschlüssen des Nato-Gipfels von 2002 in Belgrad eingerichtet. Dort sind Generäle aus acht Nato-Staaten beschäftigt. Dieses Zentrum legt den Nato-Mitgliedsstaaten Berichte vor. Dazu gehören Studien wie „Die Austrocknung der Einkünfte der Terroristen“, „Die Bekämpfung der Terroristen“, „Die allgemeine Beziehung zwischen Terrorismus und Medien“ und „Studie zu den Grundlagen des ideologischen Terrorismus“. Das heißt, es geht um die Bekämpfung des Islam und derjenigen, die für den Islam arbeiten.

Migration aus dem Orient bedrohe nach Ansicht des Westens den westlichen Lebensstil. Und so rühmt sich die Türkei, der Flüchtlingswelle ein Ende gesetzt und den Westen vor Millionen von Flüchtlingen bewahrt zu haben.

Als in der arabischen Welt die Revolten ausbrachen, begann die Nato damit, Vorbereitungen zu treffen, um ihnen Einhalt zu gebieten. Und so installierte sie im November 2012 auf türkischem Gebiet nahe der syrischen Grenze das Patriot-Luftabwehrsystem, an dessen Weiterentwicklung die USA, Deutschland und die Niederlande beteiligt waren. Und nach dem Nato-Gipfel in Chicago im März 2012 wurde ein Radarsystem zur Raketen-Abwehr in Kürecik in der türkischen Provinz Malatya errichtet.

In der Türkei existieren derzeit fünfzehn amerikanische und transatlantische Militär-Stützpunkte. Das größte davon ist die Basis von Incirlik, das die USA und deren Partner für ihren schmutzigen Krieg gegen Afghanistan und den Irak nutzen. 2015 erlaubte Erdogan deren Nutzung auch zur Niederschlagung der syrischen Revolution, unter dem Vorwand, damit gegen den IS vorzugehen und einen Anti-Terror-Kampf zu führen.

Und trotz allem konterkarierte der Westen stets türkische Interessen. Als die Türkei 1963 in Zypern zum Schutz der türkischen Einwohner intervenierte, nachdem sie von griechischen Zyprioten angegriffen wurden, schickte der damalige US-Präsident Lyndon Johnson 1964 dem türkischen Premierminister Ismet Inönü, der der britischen Politik folgte, eine Botschaft mit warnendem Unterton: „Die USA und die übrigen Nato-Staaten werden im Falle einer sowjetischen Intervention nicht vom Bündnisfall, der in Artikel fünf festgelegt ist, Gebrauch machen.“ Die Türkei griff 1974 unter der Führung von Ecevit und Erbakan auf Anweisung der Briten Zypern an, nachdem eine griechische US-nahe nationalistische Bewegung einen Putsch durchführte. Daraufhin haben die USA zwischen 1975 und 1978 ein Waffenembargo gegen die Türkei durchgesetzt. Und als jüngst eine Konfrontation zwischen der Türkei und Russland in Syien drohte, kündigten die Nato-Staaten an, den Bündnisfall nach Artikel 5 auszusetzen.

Erdogan fragte sich am 11.08.2018 in einem Gastbeitrag für die „New York Times“, nachdem die USA Sanktionen wegen der Festsetzung des amerikanischen Pfarrers, der unter Spionageverdacht stand, gegen die Türkei verhängt hatten: „Wie können sie das wegen eines Pfarrers tun?! Dabei sind die Türkei und die USA doch seit sechzig Jahren Nato-Bündnispartner. Sie trotzten zusammen den gemeinsamen Herausforderungen in der Phase des Kalten Krieges und darüber hinaus (…) Die Türkei eilt stets seit Jahren den USA zu Hilfe. Unsere Truppen kämpften mit ihnen in Korea und sie spielten eine Rolle bei der Unterstützung der USA während der Kuba-Krise 1962. Die Türkei entsandte ihre Streitkräfte nach Afghanistan, um der Nato-Mission zum Erfolg zu verhelfen. Die Türkei führte zwei Operationen in Syrien durch, damit der IS nicht bis zu den Grenzen der Nato gelangt.“

Die Türkei gehört also zu den Staaten, die dem amerikanischen und westlichen Kolonialisten, der die Interessen der Türkei konterkarierte, die größten Dienste leistete. Und doch ist sie der Staat, der den größten Schaden davontrug. Weder konnte die Türkei einen eigenen Nutzen ziehen noch hat sie dem Islam einen Nutzen gebracht. Vielmehr noch, hat sie dem Islam und seinen Anhängern geschadet, als sie sich der Nato anschloss. Und ihr derzeitiger Präsident Erdogan ist dazu noch stolz auf das, was die Türkei den USA und dem Westen an Diensten entgegenbringt. Allah (t) beschreibt diejenigen, die sich mit den Ungläubigen verbünden als jene, die damit zu ihnen gehören, als Ungerechte und als jene, die krank im Herzen sind, genauso wie es die Heuchler sind. Und auch wenn Erdogan behauptet, ein Muslim zu sein, so sagt Allah (t):

﴿يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُواْ لاَ تَتَّخِذُواْ الْيَهُودَ وَالنَّصَارَى أَوْلِيَاء بَعْضُهُمْ أَوْلِيَاء بَعْضٍ وَمَن يَتَوَلَّهُم مِّنكُمْ فَإِنَّهُ مِنْهُمْ إِنَّ اللّهَ لاَ يَهْدِي الْقَوْمَ الظَّالِمِينَ

O die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und Christen zu Schutzherren! Sie sind einer des anderen Schutzherren. Und wer von euch sie zu Schutzherren nimmt, der gehört zu ihnen. Gewiss, Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht. (5:51)

Quelle: Al-Raya/Ausgabe 276/04.03.2020

Nach oben

Seitenkategorie

Links

Die westlichen Länder

Muslimische Länder

Muslimische Länder