Donnerstag, 19 Jumada al-awwal 1446 | 21/11/2024
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بسم الله الرحمن الرحيم

Antwort auf eine Frage

Ein grober Ausblick auf Trumps internationale Politik

Frage:

Der wichtige Durchbruch, welcher der alten US-Administration in Syrien gelungen war und der darin bestand, die Stadt Aleppo dem syrischen Regime auszuhändigen, realisierte sich in der „Nachspielzeit“ der früheren Administration. Diese hatte einen Plan verfolgt, der nun begann, „Früchte“ zu tragen. Was ist nun von der Politik des jetzigen US-Präsidenten Trump nach seinem Amtsantritt am 20.01.2017 voraussichtlich zu erwarten, wenn er dazu übergeht, aus diesen „Früchten“ in Syrien Kapital zu schlagen? Lässt sich eine bestimmte Linie herauslesen, was die internationale Politik Trumps gegenüber Russland, China, der EU und vor allen Dingen Großbritannien betrifft? Wie ist die immer aggressiver und unverschämter werdende Rhetorik Trumps gegenüber dem Islam und den Muslimen zu interpretieren? Möge Allah es dir mit Lohn vergelten!

 

Antwort:

Zwar ist seit Trumps Amtsantritt als US-Präsident noch nicht allzu viel Zeit verstrichen, um seine Politik präzise herauslesen zu können. Auch seine im Wahlkampf verwendete Rhetorik gibt nicht unbedingt ein Rundumbild seiner realen Politik wieder. Doch seine Äußerungen und Aktionen in dem Zeitraum, in dem er bereits im Amt ist, geben bis zu einem gewissen Grad Einblick in seine Politik. Bei diesen Äußerungen und Handlungen muss berücksichtigt werden, dass die US-Politik von Institutionen gelenkt wird, die sich nicht allzu sehr vom Präsidenten beeinflussen lassen. Es sind lediglich die Stile, sie sich voneinander unterscheiden. Daher antworten wir auf diese Fragen folgendermaßen:

Erstens: Trumps Politik bezüglich der Ausbeute der „Früchte“, die Obamas Administration in der Syrienkrise hinterlassen hat

  1. In der Tat hat der Plan der alten Administration kurz vor deren Ende der Nachfolgeregierung „Früchte“ hinterlassen. Diese lassen sich an dem Erfolg der Türkei festmachen, der es gelungen war, die bewaffneten Gruppen unter Druck zu setzen. Im Laufe der Jahre, die die Revolution bereits andauert, konnte die Türkei viele Schlüsselelemente der syrischen Opposition in die Hände bekommen. Doch viele Gründe hinderten Washington daran, diese Schlüsselelemente zu nutzen. Doch nach dem Treffen des US-Präsidenten Obama mit seinem türkischen Amtskollegen Erdoğan am 01.04.2016 kam Erdoğan den amerikanischen Forderungen nach, und die Türkei machte eine Kehrtwende in ihrer Haltung zur Syrienkrise. Sie zeigte den Europäern die kalte Schulter und versöhnte sich mit Russland. Nicht lange danach startete am 24.08.2016 die sogenannte Operation „Schutzschild Euphrat“ in Syrien. Es handelte sich um die erste Aktion, bei der die bewaffnete pro-türkische Opposition unter Druck abgezogen wurde, um sie vom Kampf gegen Assads Truppen in Aleppo und anderen Gebieten fernzuhalten und sie auch weiterhin einem verstärkten Druck seitens der Türkei auszusetzen. Diese Gruppen fanden sich nun in einer Zwickmühle wieder, in der sie sich genötigt sahen, die Rechnung für die Inanspruchnahme türkischer Unterstützung zu zahlen. Die bewaffneten Gruppen fügten sich der türkischen Forderung und lieferten die Stadt Aleppo aus, aus der sie am 14.12.2016 abzogen. Doch damit ließ der Druck, den die Türkei auf diese Gruppen ausübte, nicht nach. Sie sahen sich nun dem intensiven Drängen der Türkei ausgesetzt, sich in Ankara auf Verhandlungen mit dem russischen Verbrecher einzulassen, was darin mündete, dass sie in Ankara das Abkommen zum Waffenstillstand unterzeichneten, welcher vom russischen Präsidenten Putin am 29.12.2017 von Moskau aus verkündet wurde. Das führte schließlich in die Vorbereitungen für die Verhandlungen, die am 23.01.2017 in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, stattfanden.

  2. Was von diesen Aktionen sichtbar wurde, machte deutlich, dass der Plan Amerikas aufzugehen begann. Die USA hatten einen Weg gefunden, den hartnäckigen Knoten der bewaffneten Gruppen zu lösen, die jahrelang ein großes Hindernis für die Verhandlungslösung darstellten. Amerika hatte erkannt, dass sich die Schlüssel zu diesen Gruppen nun in der Hand Erdoğans befanden. Im Hinblick auf die bewaffneten Gruppen engagierte sich die Türkei in beispielloser Loyalität zur Verwirklichung amerikanischer Ziele. Auf diese Weise führte sie ihre Kehrtwende gegenüber diesen Gruppen fort: Vom Unterstützer zum Mittelsmann und schließlich zum Erpresser und Anstifter zur Aufgabe, bis sie diese Gruppen ins kasachische Astana schlittern ließ. Diese Rolle, den USA als treuer Mitläufer gefügig zu sein, hat die Türkei weiterhin inne, auch nachdem am 09.11.2016 der Sieg Trumps als neuer Präsident verkündet wurde. Von türkischer Seite wurde niemals auch nur in Erwägung gezogen, nach Trumps Amtsantritt am 20.01.2017 etwas daran zu ändern.

  3. Die Trump-Administration hat bereits damit begonnen, die „Früchte“ zu ernten, die die Obama-Regierung auf Seiten der bewaffneten Opposition gesät hatte. Das bedeutet, dass Amerika voller Zuversicht ist, dass die Türkei die bewaffneten Gruppen sicher im Griff hat und dass der Schlüssel zu Krieg und Waffenruhe in türkischer Hand liegt. Auch die inneren Kämpfe, die zwischen den Teilnehmergruppen von Astana und jenen Fraktionen ausgebrochen sind, die die Verhandlungen ablehnen und von den USA als „terroristisch“ eingestuft werden, ist von Amerika beabsichtigt. Schließlich bedeutet dieser Konflikt eine Schwächung der Antiregime-Front. Und er räumt den Weg frei für das Regime, zumal auch die Türkei dazu übergegangen ist, die Fraktionen in „terroristische“ und „nicht terroristische“ zu unterteilen. Selbst die Gruppen, die bis dahin aus türkischer Sicht als nicht terroristisch eingestuft waren, wurden nach dem Astana-Treffen am 23.01.2017 als terroristisch eingeordnet, so dass die Kämpfe nun laut (amerikanischer) Einteilung zwischen den terroristischen und den nicht terroristischen Rebellengruppen stattfinden! Reuters meldete am 26.01.2017 – laut Quellen aus dem türkischen Außenministeriums –, dass die Türkei die „Jabhat Fath al-Sham“ (früher al-Nusra-Front) auf die Liste terroristischer Gruppen gesetzt habe, was vor dem Astana-Treffen nicht der Fall war und wodurch die inneren Auseinandersetzungen nun zwischen den sogenannten terroristischen und den nicht terroristischen Fraktionen stattfinden. Das ist ein Indiz dafür, dass die USA inzwischen dank der ihnen dargebrachten türkischen Loyalität die „Früchte“ in Syrien zu ernten beginnen!

Zweitens: Der Kurs Trumps gegenüber Russland

Dieser besteht darin, mit geschmeidiger Sprache zu locken, jedoch mit der faktischen Drohung, dass Russland den Interessen der USA zu dienen habe. Und dies soll Russland tun, während es hinter den USA bleibt, und nicht, indem den Russen wie zu Obamas Zeiten die Zügel in die Hand gegeben werden, während die USA hinter den Kulissen die Strippen ziehen. Das heißt, Trump und Obama gehen konform, was das Ziel betrifft, dass Russland Amerikas Interessen dienen soll. Nur im Stil unterscheiden sie sich. Russland fühlt sich also von Trumps Worten geschmeichelt und geht auf ihn zu. Gleichzeitig aber ist Russland sich der Last des Drucks bewusst, der von Trump ausgeht, und führt seine Politik aus, besonders dort, wo es um China geht. Trump begnügt sich also nicht damit, den Stellenwert Russlands herabzusetzen, indem er die Türkei statt der USA als Gegenpart Russlands zu den syrisch-russischen Verhandlungen schickt. Trump nimmt darüber hinaus so beeinflussende Positionen ein, dass die russische Führung ins Wanken gerät. Die Indizien dazu sind für jedermann sicht- und hörbar. Einige von ihnen wollen wir im Folgenden anführen:

  1. Da sich Trump während seines Wahlkampfs Russland gegenüber von seiner sanften Seite zeigte, ging Russland davon aus, dass die Terminierung des Astana-Treffens nach Trumps Amtsantritt bedeuten würde, dass dort hochrangige US-Repräsentanten unter den Anwesenden wären und die Konferenz eine gewisse Aufwertung erführe. Russland fieberte daher der Amtseinführung Trumps erwartungsvoll entgegen, in der Hoffnung, sein Außenminister nähme an dem Treffen teil. Russlands Wunschvorstellung war, dass der Gipfel von Astana mit Unterstützung Trumps der Startschuss für umfassende Friedensverhandlungen zwischen der syrischen Opposition und dem Assad-Regime wäre. Untermauert wird dies durch einen Bericht der BBC vom 30.12.2016, in welchem der russische Außenminister Sergej Lawrow davon sprach, „dass sein Ministerium mit den Vorbereitungen für das Treffen in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, zur Lösung der Syrienkrise begonnen habe“. Dabei ist es nur das Resultat der politischen Dummheit Russlands zu glauben, Trump würde es unterstützen! Russland richtete also an Washington seine Einladung zur Konferenz und erwartete das Kommen einer hochrangigen Delegation. Dass das Trump‘sche Washington lediglich den US-Botschafter in Kasachstan zu den Verhandlungen nach Astana entsandte – und zwar nur als Beobachter! – war ein Schlag ins Gesicht Russlands. Die Verhandlungen von Astana begannen am 23.01.2016 und endeten am 24.01.2016 ohne nennenswerte Ergebnisse für einen Waffenstillstand. Die Angriffe auf Wadi Barada wurden sogar massiv verstärkt. Selbstverständlich war keine politische Lösung in Sicht… Die Verhandlungen von Astana erfüllten also bei weitem nicht die Erwartungen, die Russland an sie geknüpft hatte. Sie endeten mit dem Kreisen um den Waffenstillstand.

  2. Russland kassierte zudem eine zweite, noch heftigere Ohrfeige, als Trump mitteilte, dass „er absolut gewillt sei, Sicherheitszonen in Syrien einzurichten“, um den Menschen, die auf der Flucht vor der dortigen Gewalt sind, Schutz zu bieten. (Reuters, 26.01.2017) Das verkündete er ohne vorherige Absprache mit Russland. Der Kreml antwortete auf die Erklärungen des US-Präsidenten Trump, der die Notwendigkeit von Sicherheitszonen in Syrien betonte, dass eine vorherige Absprache zwischen dem Weißen Haus und Moskau über diesen Schritt nicht stattgefunden habe. Der Kreml forderte Trump dazu auf, die „möglichen Konsequenzen“ eines solchen Entschlusses zu bedenken. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow beantwortete die Frage nach einer vorherigen Absprache zwischen beiden Seiten mit den Worten: „Nein, unsere amerikanischen Partner haben uns nicht konsultiert. Es war ihr eigenständiger Entschluss. Wichtig ist, dass dies nicht zu einer Verschlimmerung der Lage der Flüchtlinge führt. Es scheint jedoch besser gewesen zu sein, zuvor alle möglichen Konsequenzen zu prüfen.“ (CNN Arabi, 26.01.2017) Doch die USA nehmen sich dieses Verhalten heraus, gerade weil sie sich auf das Unvermögen Russlands, effektiv darauf zu reagieren, verlassen können. So haben sie den Prozess der russischen Verstrickung in Syrien abgeschlossen. Da wieder herauszukommen, ist schwierig für Russland, der Kreml träumt davon vielleicht, doch benötigt er die USA, um einen Ausweg zu finden.

  3. Die Marginalisierung der Rolle Russlands in Syrien… Die Syrienpolitik Amerikas, worunter auch die Ansage Trumps fällt, Sicherheitszonen einrichten zu wollen, könnte die Rolle Russlands in Syrien vollkommen beseitigen. Sie bedrohen auch die durch die Syrienkrise errungene „Größe“ Russlands. Eines der ersten Trump-Merkmale in der Russlandpolitik in Bezug auf Syrien ist nämlich seine Forderung an Russland, den IS zu bekämpfen, und zwar in einer Form, in der Russland Gefahr läuft, auf diese eine Rolle beschränkt zu werden. Selbst wenn Russland eine Rolle gewährt werden sollte, so wäre es eine Nebenrolle, die dem Drehbuch Amerikas folgt, während Amerika die Initiative wieder direkt in die Hand nimmt, ohne sich hinter den Positionen Russlands zu verstecken. Darauf weisen einige Berichte hin. Russia Today meldete am 27.01.2017: „Die New York Times erwähnte, US-Präsident Trump werde den Pentagon dazu auffordern, noch intensiver an einem Angriffsplan zum Kampf gegen den IS in Syrien zu arbeiten und an einem weiteren Plan für die Einrichtung von Sicherheitszonen binnen der nächsten drei Monate.“ Das Blatt berichtet nach Angaben von Offiziellen der Trump-Administration, dass er den Außenminister mit der Vorbereitung eines Aktionsplans für Syrien beauftragen werde, der die Aussendung amerikanischer Artillerie auf syrischem Territorium bzw. den Einsatz amerikanischer Kampfhubschrauber beinhalten soll, um die Bodenoffensive gegen die IS-Hochburg Raqqa zu unterstützen. Trump werde das Pentagon darum ersuchen, den neuen Plan im Laufe der nächsten 30 Tage vorzulegen, so die Verantwortlichen. Zu den möglichen Optionen, die die Zeitung andeutet, gehört der verstärkte Einsatz von US-Spezialeinheiten und die Erhöhung der Anzahl von Militärkräften, die sich in Syrien und dem Irak befinden. Das Pentagon und die Feldkommandanten sollen zudem mit zusätzlichen Vollmachten ausgestattet werden, damit Entscheidungsprozesse beschleunigt werden. Diese Politik verlangt, dass die Rolle Russlands in Syrien reduziert wird. Sie erfordert auch, dass das neue russisch-amerikanische Abkommen zu Syrien in eine Reihe internationaler Abkommen eigebettet wird, die man aushandeln und auf die man sich einigen muss. Die wichtigsten Punkte sind die Ukraine und die russischen Dienste an den USA in Sachen China. Dass dies die Ausrichtung Amerikas in Bezug auf Russland ist, wird durch die mangelnde Eile Trumps untermauert, die gegen Russland verhängten Sanktionen aufzuheben: Es sei noch viel zu früh, über die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland zu sprechen, sagte der US-Präsident. (Al-Jazeera.net, 28.012017). Außerdem mangelt es an einer Betonung, dass sich die Beziehungen zu Russland verbessern werden: Trump betonte zwar, dass die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen und China und Russland auf der anderen Seite ein positiver Schritt wäre. Doch gab der neue Präsident zu, dass dies möglicherweise nicht eintreffen werde. Er deutete an, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht wisse, ob sich die Beziehungen zwischen seinem Land und Russland zum Guten oder Schlechten entwickeln würden bzw. ob es überhaupt eine Beziehung geben werde. (Russia Today, 27.01.2017)

Drittens: Der erwartete Kurs Trumps gegenüber der Europäischen Union und besonders gegenüber Großbritannien

  1. Trump birgt in seinem Innern den von den USA gehegten Traum von einer Auflösung der Europäischen Union. Diplomatie ist ihm, was kein Geheimnis ist, hierbei fremd. Noch vor seinem Wahlsieg lobte er den Austritt Großbritanniens aus der EU in den höchsten Tönen und forderte andere Staaten offen dazu auf, es den Briten nachzumachen und Brüssel den Rücken zu kehren. Auch wenn diese amerikanische Vision alt ist, ist das Neue daran, dass er es ohne diplomatische Kosmetik frei ausspricht. Der französische Präsident Hollande sah sich am 27.01.2017 dazu veranlasst, US-Präsident Trump als die größte Herausforderung für die Europäische Union zu bezeichnen. In einer Rede, die er am Rande des EU-Sondergipfels hielt, sagte Hollande: „Wenn wir die Aussagen des US-Präsidenten zu Europa hören und er vom Brexit als Modell für die übrigen EU-Staaten redet, denke ich, dass wir darauf antworten müssen.“ (Russia Today, 28.01.2017)

  2. Trump macht keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Großbritannien: US-Präsident Donald Trump lobte die besonderen Beziehungen seines Landes zu Großbritannien und versicherte, als er die britische Premierministerin Theresa May empfing, dass ein „freies und unabhängiges Großbritannien ein Segen für die Welt“ sei. (Al-Jazeera.net, 28.1.2017) Zuvor sagte er Nigel Farage, dem Führer der British Independence Party (BIP), zu, die Büste von Churchill wieder im Weißen Haus aufstellen zu lassen, nachdem Obama sie hatte entfernen lassen. Und er sorgte tatsächlich dafür, dass sie wieder aufgestellt wurde. Der Führer der britischen Partei war überhaupt der erste Offizielle aus dem Ausland, den der neu gewählte Präsident im Trump-Tower nach Verkündung des Sieges getroffen hatte.

    Um die amerikanische Ausrichtung in Bezug auf Großbritannien zu bestätigen, sagte Trump während der gemeinsamen Pressekonferenz mit Premierministerin May: „Die besondere Beziehung beider Länder gehört zu den größten Stärken der Geschichte, mit denen Gerechtigkeit und Frieden erreicht wurden. Heute erneuern die Vereinigten Staaten ihre festen und tiefen Beziehungen zu Großbritannien, sei es auf militärischer, finanzieller, kultureller oder politischer Ebene. Wir versprechen, dass wir diese ganz besonderen Beziehungen kontinuierlich fördern werden.“ (BBC, 28.01.2017)

  3. Die neue Politik Großbritanniens nach dem Brexit und nach dem Trump-Sieg lässt darauf schließen, dass sich Großbritannien für einen neuen Kurs rüstet, befreit von der Europäischen Union, nachdem sich die Briten im Referendum vom 23.06.2016 für den Austritt aussprachen. Daher sucht und forscht Großbritannien in alle Richtungen, um weltpolitisch wiederaufzuerstehen. Den Sieg Trumps in Amerika am 08.11.2016 sieht Großbritannien daher als riesige Chance für sich – einerseits deswegen, weil Trump politisch eher unerfahren ist, andererseits wegen seiner Versprechungen und Wahlsprüche zu einem Wandel. Dies erklärt, dass die britische Premierministerin Theresa May der erste ausländische Staatschef war, der von Trump am 27.01.2017 in Washington empfangen wurde. Es erklärt ebenso ihre Initiative, Trump Ratschläge an die Hand zu geben, besonders in Richtung Russland, und ihm einen Deal zum Kampf gegen den IS in Syrien zu unterbreiten. Mit anderen Worten: Großbritannien möchte sich auf der Weltbühne erneut Seite an Seite mit den USA sehen.

  4. Die neue Richtung Großbritanniens kreuzt sich mit dem Kurs der Trump-Administration, so dass es ein großes Interesse der USA geworden ist, den Brexit als nachahmenswertes Modell anzupreisen. Zu dieser Ausrichtung gehören gewisse Erfordernisse. Hierzu zählt die Unterzeichnung wichtiger Handelsabkommen mit Großbritannien, die den Mund der übrigen EU-Staaten wässrig machen sollen. Großbritannien wird eine herausragende internationale Rolle als Belohnung zugedacht werden, sollte es der Knoten sein, dessen Lösen zum Auseinanderbrechen der Europäischen Union führt. Das ist es, was sich aus den Ausrichtungen Großbritanniens und Amerikas herauslesen lässt. Trump bekräftigte erneut seine Unterstützung für den Entschluss Großbritanniens, aus der EU auszutreten, während May ihre Hoffnung ausdrückte, dass es zu einem schnellen Handelsabkommen mit Washington kommt, damit die Wirkungen des Brexit abgeschwächt werden. (Al-Jazeera.net, 28.01.2017)

Viertens: Wie sind die verschärften, aggressiven und dreisten Attacken gegen den Islam und die Muslime zu erklären?

Hierzu möchten wir folgende Punkte nennen:

  1. Solche Attacken gegen den Islam und die Muslime kommen nicht von Trump allein, sondern ohne Ausnahme von allen westlichen Regierenden, wobei sie sich nur im Stil voneinander unterscheiden. Der eine mischt sein Gift in Honig, wie beispielsweise Obama. Er hat zu Beginn seiner Amtszeit die Hauptstädte einiger muslimischer Länder (Indonesien, Ägypten, Türkei) und milde Töne gegenüber den Muslimen an den Tag gelegt. Doch die wiederholten Aggressionen gegen muslimische Länder ebenso wie die Zahl der Toten, insbesondere durch die amerikanischen Drohnenangriffe auf muslimische Länder in brutaler Aggression, könnten höher gewesen sein als die Aggression anderer Regenten. Trumps Attacken hingegen demonstrieren offen den aggressiven Ton, ohne sie in Honig zu verpacken, und das zu Beginn seiner Amtszeit, ja sogar noch davor. Der hasserfüllte, kreuzzüglerische Blick auf den Islam und auf die Muslime ist sowohl bei den USA als auch generell beim Westen vorhanden.

  2. Den USA und dem Westen ist bewusst, dass die Muslime keinen Staat besitzen, der ihre Interessen wahrnimmt und diesen Kolonialstaaten das Gleiche heimzahlt, falls sie den Islam und die Muslime angreifen sollten. Diesen Staaten ist die Tatsache bewusst, dass die Regenten der islamischen Länder gegenüber dem Islam lange nicht so loyal sind wie gegenüber den ungläubigen Kolonialmächten. Das heißt, sie stellen sich den USA und dem Westen in Verteidigung des Islam und der Muslime nicht entgegen, sondern traten manches Mal oder besser viele Male dem Islam in nahezu derselben Feindschaft gegenüber wie die kolonialistischen Ungläubigen. Der Westen und die USA finden also nichts vor, was sie davon abhalten könnte, den Islam und die Muslime massiv zu attackieren. Das ist es, was sie zu ihren Feindseligkeiten ermutigt, ohne irgendwelche Konsequenzen zu bedenken.

  3. Als die Muslime noch einen Staat besaßen – und das werden sie mit Allahs Willen erneut –, stellten sie eine Kraft dar, mit der zu rechnen war. Kein ungerechter Despot und kein Tyrann wagte es, feindselig gegen den Islam und die Muslime vorzugehen. Begingen sie dennoch diesen Fehler und griffen sie den Islam und die Muslime an, ließ die starke Antwort der Muslime nicht lange auf sich warten, sodass sogar jene in die Flucht geschlagen wurden, die hinter ihnen standen. Die Geschichte ist Zeuge davon, und das wissen die ungläubigen Kolonialisten nur allzu gut. Daher wenden sie größte Anstrengung an, die Wiederkehr des Staates der Muslime, des rechtgeleiteten Kalifats, zu verhindern. Es ist der Staat, der das Recht wieder einkehren und das Unrecht verschwinden lässt. Dieser Sachverhalt ist klar und kann niemandem, der Augen und Scharfsinn besitzt, entgehen. Als ein Byzantiner in den Außengebieten der islamischen Länder es einmal wagte, eine muslimische Frau zu belästigen, rief sie: „O Muʿtaṣim!“. Der Kalif mobilisierte daraufhin eine ganze Armee, wobei niemand anderer sie anführen sollte als er persönlich. Er brach zu der Heimatstadt dieses Byzantiners auf und strafte ihn und seine Heimatstadt ab, eröffnete dieses Gebiet, verbreitete das Wohl und riss das Übel heraus. Ebenfalls überfiel der Herrscher von al-Sind (heutiges Pakistan) einmal ein Schiff, an dessen Bord sich muslimische Frauen befanden, und nahm sie in Gefangenschaft. Hierauf wies der Kalif seinen Gouverneur an, diesen Tyrannenherrscher zu bestrafen. Daraufhin stellte sich Muḥammad ibn al-Qāsim an die Spitze einer Armee und befreite die muslimischen Frauen aus ihrer Gefangenschaft. Er bestrafte den Tyrannen und eröffnete das Gebiet al-Sinds. Schließlich versuchte einmal ein Schriftsteller, seinen Roman, der negative Passagen über den Gesandten Allahs (s) enthielt, auf einer Theaterbühne in Großbritannien aufzuführen. Großbritannien, damals eine Großmacht, entschuldigte sich dafür in offizieller Form bei der osmanischen Botschaft in London. So verhielt es sich bei den Muslimen, als ihr Staat noch existierte. Weder ein Trump noch seinesgleichen von den Tyrannen der Erde hätte es gewagt, sich in irgendeiner Weise schlecht gegenüber dem Islam und den Muslimen zu verhalten, da er unverzüglich eines Besseren belehrt worden wäre.

Heute attackiert man den ehrwürdigen Koran, den Propheten (s) und die Länder der Muslime, wobei niemand da ist, der diese Angriffe zurückschlägt. Das passiert, weil der Imam, der rechtgeleitete Kalif, nicht vorhanden ist, durch dessen Hände – so Allah will – sich die Worte des Gesandten aus dem folgenden authentischen Hadith bewahrheiten werden:

«إِنَّمَا الْإِمَامُ جُنَّةٌ، يُقَاتَلُ مِنْ وَرَائِهِ، وَيُتَّقَى بِهِ»

Wahrlich, der Imam ist ein Schirm, man kämpft hinter ihm und schützt sich durch ihn.

Für Allah ist dies ein Leichtes; so werden andere Tage kommen.

﴿وَتِلْكَ الْأَيَّامُ نُدَاوِلُهَا بَيْنَ النَّاسِ﴾

Und solche Tage lassen Wir wechseln unter den Menschen [3:140]

Dem Islam dienen Männer, die einhalten, was sie Allah versprochen haben. Ihre Entschlossenheit wird nicht nachlassen, und sie werden nicht nachgeben, bis sich das Versprechen Allahs durch ihre Hände verwirklicht hat und sie nach derzeitiger Gewaltherrschaft das rechtgeleitete Kalifat wiedererrichtet haben, ganz so, wie es der authentische Hadith besagt. So berichtet Ḥuḏaifa: Es sprach der Gesandte Allahs (s):

«...ثُمَّ تَكُونُ جَبْرِيَّةً، فَتَكُونُ مَا شَاءَ اللَّهُ أَنْ تَكُونَ، ثُمَّ يَرْفَعُهَا إِذَا شَاءَ أَنْ يَرْفَعَهَا، ثُمَّ تَكُونُ خِلَافَةٌ عَلَى مِنْهَاجِ النُّبُوَّةِ»

[…] Sodann wird eine Gewaltherrschaft folgen. Sie wird weilen, solange Allah sie weilen lässt. Dann wird Allah sie aufheben, wenn er sie aufheben will. Sodann folgt ein Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums.

Und Allah ist der Gewaltige und Allweise.

08. Ğumādā l-Ūlā 1438 n. H.

05.02.2017 n. Chr.

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