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H.  19 Safar 1438 No:
M.  Freitag, 18 November 2016

 Presseverlautbarung

Marokkos Blindheit gegenüber seiner Geschichte und seiner Zukunft

Der marokkanische König Mohammed VI. hat seinen offiziellen Besuch in Tansania beendet. Unter anderem versprach er den Bau einer fortschrittlichen Moschee in Daressalaam und eines modernen Stadions in Dodoma. Bedauerlicherweise aber ist die marokkanische Außenpolitik von Blindheit und Oberflächlichkeit geprägt, und das Land ist meilenweit von seiner glorreichen Geschichte entfernt.

Der Besuch des Königs von Marokko ging mit der angestrebten Süd-Süd-Einigung einher und diente dem Zwecke der diplomatischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Marokko hofft dabei auf die Unterstützung Tansanias bei der Wiederaufnahme in die Afrikanische Union und nicht zuletzt darauf, dass die marokkanischen Unternehmen zum Bindeglied zwischen den westlich-kolonialistischen Unternehmen und der afrikanischen Rohstoffindustrie werden. Marokko und Tansania haben insgesamt 22 Wirtschafts-, Kultur-, Tourismus- sowie politische Abkommen geschlossen.

Marokko ist - genau wie alle anderen muslimischen Länder – darum bemüht, seine Verbrechen und Rechtsverstöße zu verdecken, die aus der Vertretung westlicher Interessen in der Regierung wie auch in der Wirtschaft resultieren. Ebenso versucht es, den Einfluss der königlichen marokkanischen Unternehmen wie auch die der westlichen Firmen unter dem Deckmantel von Planung und Bau neuer Moscheen zu etablieren. Moscheen haben die Funktion, das Wort Allahs zu erheben:

﴿فِي بُيُوتٍ أَذِنَ اللَّهُ أَنْ تُرْفَعَ وَيُذْكَرَ فِيهَا اسْمُهُ يُسَبِّحُ لَهُ فِيهَا بِالْغُدُوِّ وَالآصَالِ

In Häusern, wo Allah erlaubt hat, dass sie errichtet werden und dass Sein Name darin genannt wird. Ihn preisen darin, am Morgen und am Abend (Männer). [24:36]

Wie kann ein Staat eine Mosche bauen, während die islamischen Gesetze nicht implementiert werden und die Gesetze des Kufr (Unglaubens) die Oberhand haben? Seit wann ist der Bau von Moscheen der Maßstab für die Redlichkeit einer Regierung und der Systeme, die sie in Staat und Gesellschaft anwendet? War es nicht Hassan II., der Vorgänger des jetzigen Königs, der in Casablanca die weltweit dreizehntgrößte Moschee mit dem höchsten Minarett hat bauen lassen? Jene Moschee, deren Bau massenhaft Rohstoffe und sieben Jahre schwerster Arbeit abverlangt hat. Was hat es gebracht? Ist Marokko dadurch aufgestiegen und hat es die muslimische Welt etwa aus Rückständigkeit und Unterdrückung befreit? Marokko leidet in jeder Hinsicht - das Volk leidet an Armut, korrupter Justiz, rückständigem Bildungswesen und einem kollabierten Gesundheitswesen; die Bodenschätze sowie jegliches Vermögen sind im Besitz des Königs und seiner Vasallen, die allesamt moralisch verrottet sind.

Es ist das Land, das einst die Wiege des Wissens und der Zivilisation war, mit der weltältesten Universität im Herzen des Landes, der al-Qarawīyīn-Universität, der jetzt nicht einmal zuzutrauen ist, sich der arabischen Sprache auf akademischem Niveau zu bedienen. Um welche Art von selbstauferlegter Erniedrigung handelt es sich hier? Ganz abgesehen von der Funktion Rabats im Kampf der USA und der westlichen Länder gegen den sogenannten Terrorismus, der in Wahrheit ein Kampf gegen den Islam ist und das Leben der eigenen Bürger gefährdet.

Der marokkanische König hat schon öfters die nordafrikanischen Länder bereist und war kürzlich in Ost-Afrika unterwegs (Ruanda und Tansania; die Reise nach Äthiopien wurde abgesagt). Bei all diesen Reisen betont er stets die Rolle des marokkanischen Volkes und Afrikas in der glorreichen Geschichte des Islam. Und doch gibt es einen Unterschied zwischen demjenigen, der den Islam in die Welt trägt, und jemandem, der den Kapitalismus und die Demokratie propagiert und westlichen Plünderern Tür und Tor öffnet.

Wann wird Marokko endlich die Augenbinde abnehmen und seine Geschichte und die des Islam wiedererkennen? Es ist doch das Land, das den Islam angenommen und so die Völker vereint hat. Ein Land, das Fackelträger im Namen der Einheit hervorgebracht hat und einst eine Quelle der Errettung der Muslime und der gesamten Menschheit war. Selbst Nichtmuslime baten um Hilfe gegen ihre despotischen Herrscher. Zum Beispiel spornten die Bürger Spaniens, unter ihnen der westgotische Adelige Graf Julian von Ceuta, die Muslime dazu an, Spanien zu erobern, um der Herrschaft König Roderichs ein Ende zu setzen, dessen eigener Sohn Julian sogar vor ihm geflüchtet war.

Dieses Land ermöglichte die Eröffnung Spaniens durch Ṭāriq ibn Ziyād. Und über Marokko breitete sich der Islam in vielen afrikanischen Ländern aus. Die Gegensätzlichkeit dieser einst ruhmreichen Epoche zur heutigen Wirklichkeit könnte größer nicht sein.

Hätte Marokko an seiner glorreichen Geschichte festgehalten, dann hätte es den Rest der südlichen Sahara im Namen des Islam befreien können. Stattdessen nahm es den Kapitalismus an, der ihm die Augen vor seiner glanzvollen Vergangenheit schloss. Seine Herrscher beeilen sich nur, ihre wankende Macht zu schützen und ihre Bäuche zu füllen. Offensichtlich ist eine radikale islamische Umwälzung unabdingbar, um unsere Geschichte wiederaufleben zu lassen.

Masoud Msellem

Mediensprecher von Hizb-ut-Tahrir in Tanzania

19. afar.1438 n. H

18.11.2016

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