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H.  22 Jumada I 1441 No:
M.  Freitag, 17 Januar 2020

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Welche Lehren ziehen wir aus dem Leben Muḥammad al-Fātiḥs, des Eroberers von Konstantinopel?

In der Geschichte der Nationen gibt es leuchtende Tage. Tage, die für die Nation eine Quelle des Stolzes sind. Erst recht, wenn diese Tage die Erfüllung einer Prophezeiung darstellen, die Erfüllung einer Frohbotschaft, einer bušrā des Gesandten Allahs (s)! Ohne Zweifel gleichen sie strahlenden Sternen am Himmel, ja mehr noch, sind sie wie Sonnen, die die Welt erleuchten und die Umma bis in den Himmel erheben. Zu ihnen gehören die heutigen Tage der Erinnerung an die Eröffnung Konstantinopels!

Unser geliebter Prophet (s) war von seinen Gefährten umgeben, die für ihn mitschrieben. Da wurde er (s) gefragt:

«أَيُّ الْمَدِينَتَيْنِ تُفْتَحُ أَوَّلًا قُسْطَنْطِينِيَّةُ أَوْ رُومِيَّةُ؟»

„Welche der beiden Städte wird zuerst eröffnet werden, Konstantinopel oder Rom?“

Woraufhin er (s) antwortete:

«مَدِينَةُ هِرَقْلَ تُفْتَحُ أَوَّلًا يَعْنِي قُسْطَنْطِينِيَّةَ»

„Die Stadt des Herakleios wird zuerst eröffnet werden, d. h. Konstantinopel.“ (Aḥmad)

Auch sagte er (s) voraus:

«لَتُفْتَحَنَّ الْقُسْطَنْطِينِيَّةُ فَلَنِعْمَ الْأَمِيرُ أَمِيرُهَا وَلَنِعْمَ الْجَيْشُ ذَلِكَ الْجَيْشُ»

„Ihr werdet Konstantinopel eröffnen. Welch trefflicher Befehlshaber ist er, und welch treffliche Armee ist sie.“ (Aḥmad)

Diese Worte wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Sie weckten Hoffnung und Ehrgeiz in einigen der größten Führungspersönlichkeiten, Krieger und Gelehrten, und spornten sie zu aufrichtigen Bemühungen an. Jeder aufrichtige Muslim wünschte sich, dass ihm die Ehre zu Teil würde, vom Propheten als trefflicher Befehlshaber mit trefflicher Armee bezeichnet zu werden.

Erst 857 Jahre nach der hiǧra, am 20. Ğumādā al-Ūlā, erhielt der damals einundzwanzigjährige Muḥammad ibn Murād den Titel al-Fātiḥ (der Eroberer), als er die Prophezeiung des Gesandten Allahs (s) mit der Befreiung Konstantinopels durch seine Hand erfüllte. Nach der Eröffnung benannte er Konstantinopel in „Islampol“ um, was so viel wie „Stadt des Islam“ - „dār al-Islām“ – bedeutet, schützte die christlichen Einwohner der Stadt und setzte sich dafür ein, der Stadt noch mehr Bedeutung zu verleihen, als die Byzantiner zu erreichen imstande waren. Er ließ das Abwassersystem der Stadt verbessern, sodass die Bürger sauberes Wasser hatten, eröffnete Küchen für Hungernde und befahl den Bau vieler Moscheen und Universitäten, die heute noch existieren. Er sorgte dafür, dass Nichtmuslime im Islamischen Staat - Schutzbefohlene (ahl aḏ-ḏimma) – Schutz erhielten. Außerdem ernannte er Istanbul zur Hauptstadt des Staates.

Konstantinopel zu erobern war keine leichte Aufgabe. Muḥammad al-Fātiḥ musste bei der strategischen Planung seiner Belagerung Konstantinopels den sehr harten Winter berücksichtigen. Um die Eroberung zu einem Erfolg zu führen, war der Bau modernster Technik notwendig. Zudem musste er logistische Meisterleistungen in Rekordzeit vollbringen.

Daher muss die Umma anlässlich des Jahrestages dieses bemerkenswerten Sieges im Monat Ğumādā al-Ūlā zwei wichtige Lektionen lernen:

Erstens: Zwischen den gesegneten Worten des Gesandten Allahs (s), der uns die Befreiung Konstantinopels prophezeite, und der tatsächlichen Erfüllung dieser Prophezeiung, liegen über 800 Jahre. Man muss sich einmal vor Augen halten, wie viele Ereignisse im Laufe dieser 800 Jahre stattgefunden haben. Die Muslime hatten den Verlust der rechtgeleiteten Kalifen zu betrauern, sie überdauerten das Kalifat der Umayyaden und erlebten die Schwächung des abbasidischen Kalifats mit. Sie bekämpften die Kreuzritter, an die sie Jerusalem verloren. Dann eroberten sie Jerusalem zurück. Schließlich erlebten sie die brutalen Mongolenstürme. Doch selbst nach acht Jahrhunderten und mehreren aufeinanderfolgenden Fehlschlägen von Kalifen bei der Eroberung Konstantinopels, hatte die Umma weder die Hoffnung, noch die Überzeugung verloren. Sie war sich gewiss, dass sich die Worte des Gesandten Allahs (s) erfüllen und sie die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches einnehmen würden.

Für die Muslime waren die Worte des Propheten (s) nie nur ein bloßer Traum, der wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen würde. Auch betrachteten sie seine (s) Worte nicht ausschließlich akademisch-theologisch. Sie betrachteten die Prophezeiung des Gesandten Allahs (s) vielmehr als greifbares Ziel. Und so arbeiteten die Muslime auf dieses Ziel hin. Der Vater von Muḥammad al-Fātiḥ, Murād, verbrachte einen Großteil seines Lebens mit dem Versuch, Konstantinopel zu erobern. Diese Leidenschaft gab er an seinen Sohn weiter. Außerdem ließ er seinen Sohn von den besten Lehrern seiner Zeit ausbilden. Der Lehrer von Muḥammad al-Fātiḥ, šaiḫ Āq Šams ad-Dīn Sunqur, ermutigte ihn ebenfalls, einen Versuch zur Befreiung der Stadt zu unternehmen.

Ist es nicht nun die Aufgabe dieser Generation von Muslime, ihre Hoffnung und ihr Vertrauen in ein weiteres Versprechen des Gesandten Allahs (s) zu legen? Der Gesandte (s) versprach uns den Verlust des rechtgeleiteten Kalifats, daraufhin eine Zeit der bevorrechteten Herrschaft und dann eine Gewaltherrschaft. Dann sprach er (s):

«ثُمَّ تَكُونُ خِلَافَةً عَلَى مِنْهَاجِ النُّبُوَّةِ»

„(…) Sodann folgt ein Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums.“ (Aḥmad)

Zweitens: Die Einstellung der Muslime gegenüber Prophezeiungen war nie eine passive. Vielmehr sollte uns die Frohbotschaft des Gesandten Allahs (s) motivieren zur Tat zu schreiten. Bei der Vorbereitung auf die Eroberung von Konstantinopel wusste Muḥammad al-Fātiḥ, dass er eine Festung bauen musste, um seine Soldaten zu schützen. Nur so könnte er die Belagerung Konstantinopels über den Winter fortsetzen. Er stellte den damals besten Kanoneningenieur ein, damit dieser Kanonen mit besonderer Schlagkraft für die Muslime baute. Diese Kanonen sollten gegen das eindrucksvolle Mauerwerk der Stadt eingesetzt werden. Es gelang ihm außerdem, 70 Schiffe über die Oberfläche des Galata-Hügels entlangzuziehen, indem er sie über geschmierte Holzschienen gleiten ließ, um so in das Goldene Horn einzudringen. Dieses war nämlich durch eine eiserne Kette versperrt. Das plötzliche Auftauchen der Schiffe demoralisierte die byzantinische Armee.

Die Prophezeiung des Gesandten Allahs (s) führte nicht dazu, dass sich Muḥammad al-Fātiḥ in Sicherheit wog. Er setzte stattdessen alles daran, der Befehlshaber jener Armee zu werden, welche die Ehre hatte die Prophezeiung des Gesandten Allahs (s) zu erfüllen. Nun wird sein Name die Geschichte überdauern! Es sind fast 100 Jahre seit dem Fall des Kalifats vergangen. Warum sollten wir uns in Anbetracht dessen von der bloßen Hoffnung auf einen zukünftigen Ruhm oder pausenlosen Nacherzählungen von aḥadīṯ über das Ende der Zeit und die Ankunft des Mahdī beruhigen lassen? Statt auf die Erfüllung dieser Prophezeiungen zu warten, sollten wir doch lieber zu denen gehören, die Teil der Erfüllung des bedeutsamen Sieges sind, den uns Allah (t) verheißen hat: die Wiederkehr der uneingeschränkten Regentschaft mit dem Islam gemäß der Methode des Prophetentums.

Wir leben in einer einzigartigen Zeit der Geschichte dieser Umma. Nie zuvor hat die islamische Umma eine dermaßen lange Zeit in Abwesenheit des Kalifatsstaats verweilen müssen. Und obwohl uns die Abwesenheit des Kalifats in eine nie endende Trauer verfallen lässt, liegt in dieser Prüfung eine große Chance für uns.

Als heute lebende Muslime haben wir die unvergleichliche Gelegenheit, uns in einen Kampf zu stürzen, der zuvor den Propheten und ihren Gefährten vorbehalten blieb. Wir haben die Gelegenheit, die vollständige Umsetzung der Botschaft Allahs (t) wiederherzustellen und dem dīn Allahs seinen rechtmäßigen Platz einzuräumen. Die Belohnung für diese Tätigkeit übertrifft die Belohnung der Befreiung einer einzelnen Stadt bei weitem, da das Ergebnis dieser Tätigkeit die Befreiung aller muslimischen Länder und die Wiederherstellung der Würde und des Schutzes der gesamten islamischen Umma ist!

Zur Vorbereitung auf diese gewaltige Aufgabe müssen wir das Leben des Propheten (s) studieren, und verstehen, wie eine kleine Gruppe machtloser Gläubiger, die in Mekka verfolgt wurden, zu Führungspersönlichkeiten der großartigsten Zivilisation werden konnten, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. Er (s) schloss sich mit einer kleinen Gruppe von Gefährten zusammen, überzeugte sie von der Existenz Allahs (t) und erzog sie zu herausragenden islamischen Persönlichkeiten. Als Anführer dieser Gruppe trug er seine Botschaft an die Öffentlichkeit heran, wobei er sich sowohl mit dem einfachen Volk von Mekka als auch mit den Stammesältesten der Arabischen Halbinsel auseinandersetzte. Dies tat er, bis er schließlich bei zwei in Medina (damals Yaṯrib) ansässigen Stämmen, Banū Aus und Banū Ḫazraǧ, den anṣār, Gehör fand.

Als Gläubige ist es unsere Pflicht, dieser spezifischen Methode zur Veränderung nachzugehen. Dies ist nicht nur eine einmalige Gelegenheit auf den immensen Lohn von Allah (t), sondern auch eine Verpflichtung die uns auferlegt wurde. Der Gesandte Allahs (s) sprach:

«وَمَنْ مَاتَ وَلَيْسَ فِي عُنُقِهِ بَيْعَةٌ مَاتَ مِيتَةً جَاهِلِيَّةً»

„und wer stirbt und keine baiʿa im Nacken trägt, stirbt einen Tod der ğāhilīya(Muslim)

Die Formulierung „einen Tod der ğāhilīyaweist darauf hin, dass es verboten ist, ohne einen rechtmäßigen Kalifen zu verweilen. Daher ist das Vorhandensein eines Kalifats verpflichtend. Darin sind alle klassischen Gelehrten, einschließlich Imām Nawawī, al-Qurṭubī, al-Ǧuwainī, at-Taftāzānī und Ad-Dahlawī übereingekommen.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Hoffnungslosigkeit oder Selbstgefälligkeit unser Urteilsvermögen trüben und uns von unserer Pflicht abhalten. Vielmehr müssen wir um die Gnade unseres Herrn wetteilen, wie Er (t) in folgendem Vers sagt:

﴿سَابِقُوا إِلَىٰ مَغْفِرَةٍ مِّن رَّبِّكُمْ وَجَنَّةٍ عَرْضُهَا كَعَرْضِ السَّمَاءِ وَالْأَرْضِ أُعِدَّتْ لِلَّذِينَ آمَنُوا بِاللَّهِ وَرُسُلِهِ ۚ ذَٰلِكَ فَضْلُ اللَّهِ يُؤْتِيهِ مَن يَشَاءُ ۚ وَاللَّهُ ذُو الْفَضْلِ الْعَظِيمِ

„Wetteilt zu Vergebung von eurem Herrn und (zu) einem (Paradies)garten, dessen Breite wie die Breite der Himmel und der Erde ist, bereitet für diejenigen, die an Allah und Seine Gesandten glauben. Das ist Allahs Huld, die Er gewährt, wem Er will. Und Allah besitzt große Huld.“ (57:21)

O Allah! Gewähre uns die Ehre zu denjenigen zu gehören, die die Prophezeiung Deines Gesandten (s) erfüllen und das rechtgeleitete Kalifat gemäß dem Plan des Prophetentums wiedererrichten. Amīn!

Freitag, der 22. Ǧumādā al-auwal 1441 n. H.                                17. Januar 2020 n. Chr.
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