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بسم الله الرحمن الرحيم

Das Präsidialsystem der Türkei unter der Führung Erdogans ist ein Kufr-System
Rechenschaft von ihm zu fordern und es zu missbilligen ist eine Pflicht. Ihm gegenüber Wohlgefallen zu zeigen und sich auf ihn zu verlassen ist ḥarām
Abu Hanifa – Das gesegnete Land (Palästina)

Die Ungläubigen werden nicht müde, die Völker mit hinterlistigen Mitteln in die Irre zu führen. Das tun sie, indem sie den politischen Projekten dieser Menschen Gewänder überziehen, die je nach Bedarf die muslimischen Massen anlocken sollen. Mal ist es das Gewand des „Nationalismus“, mal das der „revolutionären Befreiung“ und ein anderes mal das Gewand des „Widerstandes“. Und heute kommt uns das ungläubige Amerika mit einem System, das durch und durch mit dem Säkularismus verflochten ist, nämlich jenes in der Türkei. Es ist ein System, das von Parolen verhüllt ist, von denen Manipulierte glauben, es seien islamische Parolen oder dem Islam entnommen. Und dabei haben sie mit dem Islam nicht das Geringste zu tun. Angefangen hat das Ganze vor sechzehn Jahren, als die islamisch ausgerichtete Partei für „Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) die politische Bühne in der Türkei betrat. Dass es dazu kam, war die Folge eines wirtschaftlichen Bebens, das die USA verursacht hatten, als sie 2001 in der Regierungszeit Ecevits (ein Vasall Großbritanniens) mehrere Milliarden US-Dollar der türkischen Zentralbank entzogen. Das hatte eine schwere Inflationskrise verursacht, die angesichts der wirtschaftlichen Lage zu großem Unmut in der türkischen Bevölkerung führte. Und genau das war die Intention Amerikas: Das Land sollte ein verheerendes wirtschaftliches Erdbeben erleben, welches die Großbritannien-Vasallen - Ecevit und das Militär - nicht in den Griff bekommen sollten. Als Folge solltenWahlen stattfinden, an denen sich die islamisch orientierte AKP unter Zuhilfenahme schlagkräftiger islamischer Parolen, die sich mit den Emotionen der Muslime in der Türkei decken sollten, beteiligen sollte. Und tatsächlich konnte die Partei mit großer Mehrheit einen Sieg erringen - auf Kosten der Kemalisten, die im Land nur Unheil und Verderben angerichtet und die die ʿaqīda (Glaubensüberzeugung) der Muslime und deren Kultur sowie alles, was an die großen Leistungen der Osmanen erinnerte, verfälscht hatten. Und so geschah es, dass die türkische Bevölkerung die Partei wählte, von der sie dachte, sie würde sie vom Unrat der Kemalisten befreien.
Haben die Menschen, die vor der Hölle der Erben Atatürks und vor den Wächtern des Säkularismus Geflüchteten, in Erdogan und in seiner „islamischen“ Partei, gefunden, wonach sich ihre Seelen stets sehnten?

Zunächst ist es uns wichtig, unsere Erörterung auf eine stabile, solide Basis zu stellen. Dabei muss besonders betont werden, dass es sowohl für das Individuum als auch für die Gemeinschaft eine islamrechtliche Pflicht ist und ein politisches Recht der Muslime, Rechenschaft von den Regierenden zu fordern. Allah sagt:

﴿وَٱلۡمُؤۡمِنُونَ وَٱلۡمُؤۡمِنَٰتُ بَعۡضُهُمۡ أَوۡلِيَآءُ بَعۡضٖۚ يَأۡمُرُونَ بِٱلۡمَعۡرُوفِ وَيَنۡهَوۡنَ عَنِ ٱلۡمُنكَر

Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer. Sie gebieten das Gute und verbieten das Schlechte. (9:71)

Es ergeben sich daher folgende Fragen: Ist auch der Islam oder Teile dessen mit dem politischen Aufstieg Erdogans an die Macht gekommen? Hatte Erdogan überhaupt den Islam ganz oder teilweise in sein politisches Programm aufgenommen,  ob vor oder nach der Regierungsübernahme? Hat er je in seinen Äußerungen signalisiert, darauf hinzustreben - und sei es in den nächsten hundert Jahren - das Gesetz Allahs vollständig oder fragmentarisch zu implementieren? Hat Erdogan den Muslimen in ihren Angelegenheiten beigestanden, sei es innerhalb der Türkei oder außerhalb, etwa in den  muslimischen Ländern, in denen Leid und Elend herrscht? Ist jemals sichtbar geworden, dass Erdogan sich militärisch, wenn auch nur ansatzweise in Bewegung gesetzt hätte, und zwar in Richtung Zionistenstaat, in Richtung USA oder in Richtung anderer ungläubiger Kolonialstaaten, die islamisches Land okkupieren, nachdem die Sultane Ertogruls diese mit ihrem Blut und ihren Seelen beschützten. Um diese und andere Fragen drehen sich die Gedanken des Muslim, in dessen Seele es angesichts der Lage und des Leids seiner Umma wie Feuer brennt. Er hofft, zu einer befriedigenden Antwort zu gelangen, welche den Verstand überzeugt und das Herz mit Gewissheit erfüllt, sodass es zu einer inneren Veränderung kommt, entsprechend der Worte Allahs:

﴿إِنَّ ٱللَّهَ لَا يُغَيِّرُ مَا بِقَومٍ حَتَّىٰ يُغَيِّرُواْ مَا بِأَنفُسِهِم

Allah ändert nicht den Zustand eines Volkes, bis sie nicht das ändern, was in ihnen ist. (13:11)

Doch Allah (t) ändert die Lage der Muslime, d.h. von der Niederlage zum Sieg, von der Erniedrigung zur Größe und von der Schwäche zur Stärke, nicht, solange sie an den ruwaibiḍāt (dummdreisten Vasallen) festhalten, in denen sie Gutes wähnen. Dabei sind letztere nichts anderes, als das schrecklich Böse, eine furchtbare Plage, die sich wie ein Krebsgeschwür im Körper der Umma ausbreitet, diese lähmt und sie seit einem Jahrhundert davon abhält, einen Aufstieg zu erfahren. Das Regierungssystem der Türkei unter Führung des Manipulators Erdogan ist nichts anderes als eine säkularistisch-bösartige Zelle, die man den übrigen bösartigen Zellen der Kufr-Systeme, die im Körper der Umma gestreut haben, hinzufügen kann. Der Aufstieg der AKP 2002 bis an die Spitze des Staates stellte nichts anderes dar als einen Hechtsprung der Amerikaner, mit dem sie die Jahrzehnte lodernder Auseinandersetzungen mit den Kemalisten in den Polit- und Militärkreisen überwinden konnten. Sie ergriffen die Chance und spielten das demokratische Spiel auf den Schultern einer Partei, die pseudo-islamische Parolen in die Höhe streckte. Für die USA verwirklichte sich der Wunsch nach Hegemonie über ein tief verwurzeltes Land, das zudem vier Jahrhunderte lang Schoß des Islam und seines Staates war.

In einer Antwort auf eine Frage, die Hizb-ut-Tahrir am 22. Juni 2007 veröffentlichte, hieß es:

Den USA war klar geworden, dass die direkte Konfrontation mit dem türkischen Militär ein zu schwieriges Unterfangen war. Und eine parallele Macht aufzubauen, wäre zu riskant gewesen. Da fand sich für sie eine weitere Methode: Das Militär über den „demokratischen“ Weg zurückzudrängen. Ein Gefolgsmann Amerikas sollte über die Mehrheit im Parlament an die Macht gelangen, der dann über den Weg der Legislative die Macht des Militärs beschneidet, was letztendlich funktionierte. Amerikas Wahl fiel auf Recep Tayyip Erdogan und auf Abdullah Gül, die nach den Ereignissen vom 28. Februar aus der „Tugend-Partei“ austreten mussten und dann mit anderen ehemaligen Mitgliedern aktiv wurden. Sie gründeten die Partei für „Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) unter Führung Erdogans. Er hatte ähnliche Züge wie Turgut Özal, folgte dem Weg der Sufis. Obwohl Laizist und loyaler Gefolgsmann Amerikas (seit seiner Zeit als Bürgermeister Istanbuls) gibt er sich nach außen islamisch. Danach begannen die Amerikaner, die Bühne für den Auftritt Erdogans herzurichten. So haben die USA 2001 eine Summe fünf bis sieben Milliarden Dollar der türkischen Zentralbank entzogen. Denn die wirtschaftlichen Privilegien der USA, die ihnen bereits zu Özals Zeiten zugestanden wurden, ermöglichte ihnen, eine derartige Operation, leicht und unkompliziert durchzuführen. Sie sorgten dadurch für ein wirtschaftliches Erdbeben. In der Bevölkerung wuchs der Unmut, da die Kaufkraft der türkischen Lira dramatisch fiel. Der wachsende Groll der Menschen richtete sich gegen Ecevit und dessen Regierung. Daher kündigte man vorgezogene Wahlen für den 3.November 2002 an, bei denen die AKP eine überwältigende Mehrheit errang, was vor allem daran lag, dass Erdogan in seinem Wahlkampf dem Laizismus eine Prise Islam beimischte. Und trotz dieses Hauchs Islam gelang es der Partei, die Stimmen der muslimischen Bevölkerung zu gewinnen. Das ist damit zu begründen, dass die Menschen unter den Laizisten, die sich in der Armee und unter den Kemalisten befanden, zu leiden hatten, die feindselig und provokativ dem Islam gegenüberstanden. So errang die AKP den Sieg und sicherte sich die absolute Mehrheit im Parlament, womit ihr eine Alleinregierung möglich wurde. Dann ging es zum nächsten Schritt über. Dazu wurde zwischen der Türkei und den USA das „Dokument der gemeinsamen Vision“ von Abdullah Gül und Condoleeza Rice am 5. Juli 2007 unterzeichnet. Aus der Pressemitteilung, die noch am selben Tag auf der offiziellen Seite des US-Außenministeriums veröffentlicht wurde, wird das Papier in Grundzügen dargelegt. Eingeleitet wird sie mit den Worten: „Wir teilen die Werte und Ideen, die mit den regionalen und globalen Zielen zusammenhängen: Weiterentwicklung des Friedens, Demokratie, Freiheiten, Wohlfahrt.“ Nach der Einleitung wurden die allgemeinen Grundsätze genannt. Darunter: Die Vereinigten Staaten und die Türkei verpflichten sich, gemeinsam an sämtlichen nachfolgend genannten Angelegenheiten mitzuwirken:

- Förderung des Friedens und der Stabilität über den demokratischen Weg im Großraum Mittlerer Osten

- Unterstützung internationaler Bemühungen, die zu einer dauerhaften Lösung des arabisch-„israelischen“ Konfliktes auf Grundlage der Zweistaaten-Lösung führen sollen.

- Erhöhung des Sicherheitsstandards rund um die Energiequellen durch die Schaffung alternativer Quellen und Pipelines, inklusive jener, die durch das Kaspische Meer führen.

- Stärkung der Beziehung zur Atlantikregion und Modifizierung der NATO

- Kampf gegen den Terror

- Verbot der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen

- Verbesserung des Niveaus der Verständigung, des Respekts und der Wertschätzung unter den Religionen und Kulturen. (Ende des Zitats mit leichten Änderungen)

- So leitete also Erdogan die Führung des Landes der Osmanen durch eine strategische Verbindung mit Amerika – dem Haupt des Kufr und der Säule des Kapitalismus - ein. Das setzt er weiter fort, ohne auch nur um die Breite eines Haares von dieser Strategie abzuweichen und verwirklicht auf diese Weise vitale Interessen der USA sowohl in der Türkei selbst als auch im Nahen Osten. Schlimmer als das, ist jedoch, dass diese unbezahlten Dienste in einer Zeit erbracht werden, in der sich ein politischer und intellektueller Verfall an den kapitalistischen Staaten abzuzeichnen begann ebenso wie an deren verrotteter Ideologie. Dies zum Einen. Zum Anderen geschah das zu einer Zeit, als in den muslimischen Ländern der Stern des politischen Islam aufzusteigen begann. Mit anderen Worten: Die Rahmenbedingungen waren günstig für jemanden wie Erdogan. Sie waren aber auch günstig für Andere, für jene also, die den folgenden Worten Allahs Folge leisten wollten:

﴿يٰۤـاَيُّهَا الَّذِينَ اٰمَنُوا استَجِيبُوا لِلّٰهِ وَلِلرَّسُولِ اِذَا دَعَاكُم لِمَا يُحيِيكُم

O ihr, die ihr glaubt, hört auf Allah und den Gesandten, wenn er euch zu etwas aufruft, das euch Leben verleiht. (8:24)

Das wird jedoch nicht dadurch realisiert, dass Parolen hochgehalten werden, in denen der Islam lediglich als Hülle dient, der großartige dīn Allahs jedoch weder im Leben noch im Staat noch in der Gesellschaft eine praktische Präsenz hat. Es ist, als habe man den Islam zu einem Steigbügel degradiert, den jeder sündhafte Verräter so lange nutzt, bis er sein Ziel erreicht hat und den Thron des Verrats und der Gefolgschaft zum ungläubigen Kolonialisten bestiegen hat. Hiernach wirft er das Buch Allahs, die ʿaqīda der Umma und das islamische Gesetz hinter sich, so als hätte er nicht gestern noch dazu aufgerufen!

- Damit die politische Rechenschaftsforderung, bezogen auf das Regierungssystem der Türkei unter Führung Erdogans, auch eine islamrechtliche ist, d. h. auf islamischen Grundlagen basierend, sodass sie das Wohlgefallen Allahs erlangt, legen wir hier in Kurzform die islamrechtliche Methode vor, mit der der Gesandte (s) zur Herrschaft gelangt ist, auch wenn es denen, die ihren Verstand den Seelenkäufern verkauft haben und denen, die wissentlich oder unwissentlich getäuscht werden, verhasst sein sollte. Denn diese Methode ist verbindlich für die Muslime, gleichgültig, ob es sich um Regierende handelt oder um Regierte. Schließlich besteht die Methode aus Rechtssprüchen, die zu befolgen sind, ohne an deren Beweiskraft herumzumanipulieren. Deren Einhaltung ist für jede islamische Partei, die sich den Islam auf die Fahnen geschrieben bzw. sich des Islam angenommen hat, die aufrichtig zu Allah ist und danach strebt, dem dīn Allahs zum Durchbruch auf Erden zu verhelfen und die den Islam als Souverän über alle Gesetzgebungen stellen will, Pflicht. Der Gesandte (s) trug den Islam in zwei Phasen weiter: In der mekkanischen Phase ging er rein politisch-intellektuell vor, mit dem Ziel, die Ideen des Islam in der Gesellschaft zu festigen. Diese Ideen sollten sich als Konzepte (mafāhīm), Maßstäbe (maqāyīs) und Überzeugungen (qanā´āt) innerhalb jener Kräfte formen, die maßgeblich eine Veränderung in dieser Gesellschaft beeinflussen und lenken können. Diese Kräfte sollen sich des Islam annehmen und ihn zum Souverän erheben, anstelle der ǧāhiliya-Tyrannen und der Götzen der Irreleitung. Doch nachdem der Gesandte erkannt hatte, dass die Herzen der Polytheisten Mekkas durch Hochmut und Starrsinn versiegelt waren und sie an dem Kufr der Väter und Vorväter weiter festhielten und sich die mekkanische Gesellschaft der islamischen daʿwa versperrte, suchte er nach einem neuen Hort für seine daʿwa und nach einer neuen Gesellschaft, die die daʿwa verinnerlicht, sie beschützt und auf praktische Weise in Form von Konzepten annimmt, welche die Handlungsweise der Söhne und Töchter der Gesellschaft festlegen. Sie sollten als Maßstäbe dienen, die die Beziehungen der Menschen zu ihrem Herrn, zu sich selbst und zu anderen Menschen auf der Grundlage von ḥalāl und ḥarām regeln und als Überzeugungen, die zu selbstverständlichen Ideen des Islam unter den Muslimen werden. Die nuṣra (Unterstützung) der Ansar (r) für den Islam in der zweiten baʿia von Aqaba war das Tor für die Erhebung des dīns Allahs zum Souverän, der über jede Gesetzgebung und jede Methode stehen sollte, die dem Islam in seiner fikra und ṭarīka, also in seiner ʿaqīda und in seinen Gesetzen widersprachen. Aus dem Tal der zweiten Aqaba heraus (dort fand die baiʿa statt), ging der Staat des Islam hervor und von dort aus wies Allah (t) Seinen ehrenwerten Gesandten (s) in die Stätte seiner hiǧra, dem Zentrum des islamischen Staates: Al-Madina al-Munawwara. So kam es anschließend zur hiǧra, zur Entstehung des islamischen Staates und zum Aufbau der islamischen Gesellschaft. Mit der Entstehung des Staates in Medina traten die Muslime in die medinensische Phase, der Phase des Herantragens des Islam an die Menschen insgesamt. Doch diesmal blieb es nicht nur auf die intellektuelle Stärke des Islam beschränkt. Hinzu kamen Regierungsmacht und staatliche Hoheit. Kurz: Die Methode, in welcher die islamische daʿwa während der mekkanischen Phase getragen wurde, um das politische Konstrukt für die Muslime, also den islamischen Staat, zu errichten, ist die Methode des Islam. Die islamisch-politische Partei, die sich den Islam auf die Fahnen geschrieben hat und die sich selbst zur islamischen Partei deklariert, hat die Bürde auf sich genommen, die islamische daʿwa auf wahrhaftige Weise zu tragen, um die Gesetze des Islam in die Regierungsebene zu installieren. Eine solche Partei hält den Islam nicht deswegen in die Höhe, um jene Muslime auf emotionale Weise anzulocken, die ihre Hoffnungen auf Erlösung aus dem von den Systemen der Gewaltherrschaft verursachten Elend des Lebens in diese Partei setzen. Zwar gelangt die Partei dadurch an die Macht. Vom Islam jedoch gelangt nur das mit an die Macht, was der Säkularismus den Muslimen und auch Nichtmuslimen an individuellen Freiheiten zugesteht.

- Daher können wir in einem Satz die Grundlinie zusammenfassen, abgeleitet aus der Methode des Gesandten(s) beim Tragen der Dawa, die in zwei Phasen vonstatten ging: Es gibt die mekkanische Phase, in welcher für die Errichtung des Staates gearbeitet wird und die medinensische, in der der Staat gegründet wird und der Islam in der islamischen Gesellschaft seine praktische Anwendung findet. Dies sind die Linien, auf deren Basis unsere politische Rechenschaftsforderung vorgenommen wird, was die politischen Parteien, die auf einen Wandel hinarbeiten, betrifft und auch was die Regierungssysteme in den muslimischen Ländern anbelangt, darunter das türkische Präsidialsystem:

1. Der Islam ist ʿaqīda und Lebensweise, hinabgesandt an den Gesandten Allahs (t), damit er über alle (anderen) Überzeugungsfundamente und Gesetzgebungen die Oberhand hat. Nach dem Gesandten (s) sind die Muslime damit betraut, dies fortzusetzen.

2. Islam und Kufr sind zwei unvereinbare Gegensätze. Zwischen ihnen existiert keine Schnittmenge, unter welchen Umständen auch immer. Das gilt für jede Ideologie und jede Idee, die der ʿaqīda des tauḥīd widerspricht, gleichgültig in welcher Zeit und an welchem Ort. Polytheismus, Christentum, Judentum, Kapitalismus, Sozialismus, Nationalismus und Patriotismus; sie gelten allesamt als Kufr oder sie entstammen dem Kufr. Der Islam mit seiner ʿaqīda und seinem System widerspricht ihnen allen.

3. Die Existenz und der Fortbestand eines islamischen Staates, des Kalifats, als politische Entität aller Muslime ist eine islamrechtliche Pflicht. Den Staat zu verhindern oder seine Implementierung zu vernachlässigen, ist ḥarām. Er ist eine menschliche Notwendigkeit, der die Würde des Menschen garantiert, basierend auf der Grundlage, dass durch diesen Staat manifestiert wird: Die Menschen sind allein Diener Allahs.

4. Die intellektuelle und materielle Auseinandersetzung zwischen Islam und Kufr ist ein feststehendes und bis zum Jüngsten Tag unveränderliches Prinzip. Die Glut dieser Auseinandersetzung wird niemals erlischen. Souverän ist entweder der Islam oder etwas, was nichtislamisch ist.

5. Die Nichtmuslime, seien es Juden, Christen, Hindus oder Buddhisten, sind allesamt Kuffar, die dem Islam feindselig gegenüberstehen. Mit ihren kolonialistischen Staaten streben sie danach, den Islam unter Anwendung sämtlicher Mittel zu eliminieren.

6. Die Methode, den Islam an die Macht zu bringen, muss dem Islam selbst entnommen werden. Der Weg der demokratischen Wahlen ist eine verbotene Methode. Durch sie gelangt der Islam nicht an die Macht, selbst wenn diese Methode die Islamisten dort hinbringen sollte.

7. Die Gesetze des Islam sind direkt nach der Regierungsübernahme umfassend und revolutionsartig umzusetzen, vollständig und ohne Abstriche. Die šarīʿa zu verhindern oder ihre Anwendung aufzuschieben, mit dem oftmals vorgeschobenen Argument, sie graduell einführen zu wollen, stellen ein gewaltiges Verbrechen dar und eine große politische Sünde, die den Zorn Allahs verdient.

8. Die Muslime sind eine Umma, die sich von den übrigen Menschen abhebt. Es ist nicht zulässig, sie durch politische Grenzen wegen patriotischer, ethnischer oder konfessioneller Gründe voneinander zu trennen. Der Zusammenschluss der muslimischen Länder in einer politischen Einheit unter dem Banner des Kalifatsstaates ist eine Pflicht. Was dem widerspricht, ist ḥarām.

9. Den Muslimen - allen Muslimen - beizustehen, ist eine Pflicht sowohl für die Muslime als auch für die Herrschenden, was für sie sogar noch stärker gilt. Der Regent, der die Muslime im Stich lässt, indem er ihnen seinen Beistand verwehrt, gilt als Verräter gegenüber Allah und Seinem Gesandten und gegenüber den Gläubigen.

10. Sich mit den Kuffar zusammenzuschließen und zu verbünden, sich an ihren militärischen Bündnissen zu beteiligen, ihre politischen Pläne umzusetzen, ihre Interessen zu verwirklichen und jede Handlung, die ihnen dazu verhilft die Oberhand über die muslimischen Länder zu gewinnen, ist ḥarām und ein Verbrechen am Islam und an den Muslimen.

- Nach all dem kehren wir zurück und sagen: Die Partei „Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) war von Anfang an nicht auf der Basis eines korrekten Islamverständnisses gegründet worden. Der Block bildete sich nicht auf natürliche Weise, mit dem Ziel, eine grundlegende Veränderung in der Türkei herbeizuführen, mit der das Land aus dem entwürdigenden Status eines Vasallen der Kuffar und aus dem Säkularismus geführt werden sollte, um es dann in die Stätte des Islam und in das Kalifat zu führen. Die Entstehung der AKP war ein Resultat der internationalen Auseinandersetzung zwischen den Briten und den Amerikanern um die Türkei, was in die Ereignisse des 28.Februar 1997 mündete. Im Einzelnen spielte sich dies folgendermaßen ab: Als Turgut Özal (ein Mann Amerikas) in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die „Mutterlandspartei“ gründete, sahen die in den Militärkreisen befindlichen Vasallen Großbritanniens in dieser Partei, die mit den Muslimen zu sympathisieren schien, eine Gefahr. Deshalb sorgten die Briten dafür, dass Masud Yilmaz an die Spitze der Mutterlandspartei gelangte und dass Özals Männer aus der Partei gedrängt wurden. So war aus Sicht der Kemalisten garantiert, dass die Loyalität der Partei dem vom Verbrecher Atatürk begründeten Laizismus erhalten blieb. Als Gegenreaktion schlossen sich die ehemaligen Mitglieder, die aufgrund ihrer Loyalität zu Özal und zu den USA aus der „Mutterlandspartei“ ausgeschlossen wurden, der islamisch orientierten „Refah-Partei“ an. Und sie konnten starken Einfluss auf die Partei Erbakans ausüben, sodass sich die Waagschale nun zugunsten der USA senkte, obwohl Erbakan Großbritanniens Gefolgsmännern näherstand. Das hat in den 90er Jahren dazu geführt, dass eine Regierungskoalition zwischen der proamerikanischen „Partei des Rechten Weges“ (DYP) unter dem Vorsitz Tansu Cillers und der von Özals Männern beeinflussten „Refah-Partei“gebildet wurde. Und es spricht Einiges dafür, dass dies von den USA gesteuert war. Das ließ bei den Militärs Befürchtungen aufkommen, dass die Amerikaner von Neuem - wie zu Özals Zeiten - das Zepter in die Hand bekommen. Daher intervenierte das Militär, setzte der Koalition ein Ende und riss die Macht an sich. Das geschah am 28.Februar 1997 und das Ereignis blieb historisch daher als „Bewegung des 28. Februar“ in Erinnerung. Danach lösten die Männer Großbritanniens die „Refah-Partei“ auf. Die Partei formte sich anschließend unter dem Namen „Fadila-Partei“ neu, nachdem die komplette Amerika-Clique hinausgedrängt war, seien es ehemalige Mitglieder der Özal-Partei, die sich im Nachhinein der Refah-Partei angeschlossen hatten oder seien es die ursprüngliche Mitglieder, die jedoch den USA folgten. Zu ihnen gehörten Abdullah Gül und Recep Tayyip Erdogan, die nun begannen, die Partei „Gerechtigkeit und Aufschwung“ aufzubauen - unterstützt von den USA. Dies endete damit, dass nach dem Wahlsieg von 2002 Recep Tayyip Erdogan und Abdullah Gül mit ihrer AKP nun an der Spitze der Regierung standen.

- Von Anfang an stellte die AKP ihre politische Arbeit nicht auf der Grundlage des Islam. Den Islam adaptierte die Partei nicht in seinem allumfassenden Verständnis. Mit anderen Worten: Die Partei trug die islamische daʿwa nicht wie nach dem Beispiel des Gesandten (s) mit dem Ziel, den Islam an die Macht zu bringen. Dies wäre die Methode, mit der der Gesandte Allahs die daʿwa politisch in der mekkanischen Phase getragen hat. Er ist dabei mit einer genau festgelegten Methode vorgegangen und es endete mit der Gründung einer islamisch-politischen Entität - dem islamischen Staat. Und das ist genau das Problem der Akteure innerhalb der islamischen Bewegungen, die auf dem Feld des Islam tätig sind: Der Islam wird auf pauschale und verschwommene Weise präsentiert. Deren Verblendung treibt sie weg von der konzentrierten Arbeit, die geregelt sein sollte von den Gesetzen des Islam. Die bittere Konsequenz ist: Die Islamisten kommen zwar als Personen an die Macht. Doch der Islam selbst bleibt auf der Strecke! So viel zur AKP und wie sie sich über die prophetische Methode zur Veränderung hinwegsetzt und dass es einen gravierender Verstoß darstellt, mit dem zwar die Partei an die Macht gelangt, jedoch nicht der Islam, nicht mal ansatzweise, ob die Leugner es einsehen wollen oder nicht. Was nun Erdogan betrifft, so ist er mit der Übernahme der Regierung in die Herrscherriege aufgestiegen. Und ab da greifen die Gesetze des Islam, die ihn als Regierenden betreffen. Er ist also jemand, der den Auftrag hat, den Islam zu implementieren. Denn tut er das nicht, so wäre er entweder ein Ungläubiger (kāfir), ein Ungerechter (ālim) oder ein Frevler (fāsiq). Nun ist hier nicht der Rahmen, um Erdogan des Unglaubens zu bezichtigen oder überhaupt der Ort, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Der angemessene Ort dafür wäre der künftige Staat des Kalifats. Dort wird das Urteil Allahs über jeden gesprochen werden, der sich des Verbrechens am Islam und an den Muslimen schuldig gemacht und sich gegen sie verschworen hat, jeder gemäß des Grades seines Vergehens. Worum es mir in erster Linie geht, ist, das politische System Erdogans (und nicht Erdogan selbst) als ungläubig bloßzustellen. Und zweifellos handelt es sich um ein System des Kufr. Das parlamentarische System, das die Türkei nach der Zerstörung des Kalifats von den Briten mittels der Kemalisten geerbt hat, ist kein islamisches Regierungssystem. Im parlamentarischen System wählt das Parlament den Präsidenten der Republik, und sämtliche bzw. die meisten Vollmachten liegen in Händen des Premierministers. Und auch das präsidiale System, das von den USA in die Türkei exportiert wurde, ist alles andere als ein islamisches System. Hier wählt das gesamte Volk den Präsidenten, und dieser hat alle Vollmachten in der Hand. Nachdem die Amerikaner nämlich realisiert hatten, dass das parlamentarische System den britischen Einfluss in der Türkei weiter zementierte, wobei der Premierminister eine Marionette in Händen des Militärs ist, das den Laizismus nach Art des Verbrechers Mustafa Atatürks hütet, da wollten sich die Amerikaner selbst des Landes bemächtigen. Das konnte nur gelingen, wenn die Flügel der Großbritannien-Vasallen gestutzt und deren Einfluss und Kontrolle auf die Regierung dezimiert werden. So war das präsidiale System, verkörpert durch Erdogan, der Steigbügel und das Pferd, um durch ein weit geöffnetes Tor in das Land der Osmanen hineinzukommen. Daher müssen die Muslime und vor allem jene, die von Erdogan beseelt sind, begreifen, dass Erdogans republikanisches System ein Kufr-System ist und keinerlei Bezug zum Islam hat, weder von der Form noch von der Grundlage her, auf dem das System beruht. Diese Menschen müssen begreifen, dass die Tatsache, dass es ein Kufr-System ist, nach politischer Rechenschaft verlangt. Diese politische Rechenschaft muss darauf basieren, dass Regenten vor dem Kufr gemahnt und gewarnt werden müssen. Sie müssen davor gewarnt werden, mit dem Kufr zu regieren ebenso wie davor, sich den Kufr-Staaten zu beugen. Sie müssen darüber gewarnt werden, dass all das ḥarām ist, dass es ein Verbrechen am Islam ist und ein Verrat an Allah, an Seinem Gesandten und an den Muslimen. Sollte Erdogan dem Rat folgen, so würde er Gutes tun, da er damit vom ḥarām abkehrt und seine schlechten Taten durch die gute Tat der Rückkehr zur Rechtleitung und zum rechten Weg wettmacht. Sollte er jedoch darauf beharren, mit dem ṭāgūt zu herrschen, obwohl ihm aufgetragen wurde, davon abzuschwören und sollte er dem ungläubigen Westen weiter folgen und die Muslime im Stich lassen, die laut um Hilfe schreien - junge Frauen, Waisen, Witwen und Unterdrückte in Palästina, al-Sham, Irak und Burma (die Liste ist noch lang) - so muss er in hartem Ton getadelt werden. Er darf nicht verschont werden, bei der Aufdeckung und Entlarvung seiner Bindung zu den Kufr-Staaten. Die, die von Erdogan beseelt sind, sollen wissen, dass es nichts Heiliges gibt in dieser Existenz, außer Allah (t). Alles darüber hinaus sind Menschen. Lest, wenn ihr wollt, die Worte Allahs in der Sure al-Aḥzāb:

﴿يا نِساءَ النَّبِيِّ مَن يَأتِ مِنكُنَّ بِفاحِشَةٍ مُبَيِّنَةٍ يُضاعَف لَهَا العَذابُ ضِعفَينِ وَكانَ ذٰلِكَ عَلَى اللَّهِ يَسيرًا

O Frauen des Propheten, wer von euch etwas klar Abscheuliches begeht, derjenigen wird die Strafe verzweifacht. Und das ist für Allah ein Leichtes. (33:30)

Steht etwa Erdogan auf einer würdevolleren oder höheren Stufe als die Familie des Propheten? Wie könnt ihr nur so regieren?

- Ein Sachverhalt bleibt noch, der einer Erläuterung bedarf. Diejenigen, die sich Entschuldigungen und Ausflüchte für Erdogan einfallen lassen, behaupten stets: Erdogan hat die Schalthebeln der Macht im Land noch nicht in seiner Hand; auf seinem Weg liegen Hindernisse; er hat viele Feinde und Gegner, die ihm auflauern; dort sind mächtige Staaten, die ihm überlegen sind. Und es existieren weitere solcher Rechtfertigungen, die parat liegen, um jeden Versuch oder Bewegung im Keim zu ersticken, die auf eine Veränderung der Lage der Muslime hinweisen könnte, wenn auch nur mit einem Fingerzeig. Als Antwort sagen wir jenen: Das ist wohl wahr. Doch ist denjenigen bei ihren Überlegungen entgangen, dass die aufrichtige daʿwa niemals von Beginn an den Sieg als Ziel erlangt hat, sondern erst nach einer harten Auseinandersetzung mit der Falschheit. Hat nicht Noah (s) seine Arche in der kargen Wüste erbaut, entgegen jedem gesunden Menschenverstand und jeder Logik, dass sie jemals im Sand der Wüste segeln könnte? Doch am Ende ist genau das passiert. Wellen so hoch wie Berge trugen das Schiff, nachdem es von den Gläubigen bestiegen wurde und sie gerettet wurden, während die Ungläubigen ertranken. Dann machte das Schiff mit Allahs Erlaubnis auf dem Berg Judi halt. So sagt Allah, der Gewaltige Rächer:

﴿وَقيلَ يا أَرضُ ابلَعي ماءَكِ وَيا سَماءُ أَقلِعي وَغيضَ الماءُ وَقُضِيَ الأَمرُ وَاستَوَت عَلَى الجودِيِّ ۖ وَقيلَ بُعدًا لِلقَومِ الظّالِمينَ

Und es wurde gesagt: O Erde, schlucke dein Wasser! O Himmel halt ein! Das Wasser nahm ab, und die Angelegenheit war entschieden. Es saß auf dem (Berg) Judi auf. Und es wurde gesagt: Weg mit dem ungerechten Volk! (11:44)

Die Sunna Allahs (t) will es, dass jede aufrichtige daʿwa den intellektuellen und blutigen Kampf zwischen Wahrheit und Falschheit durchlaufen muss. So prüft Allah die Gläubigen und die aufrichtig Tätigen, indem sie von Leid und Elend heimgesucht werden, bis ein Zustand erreicht ist, in dem die Gläubigen wie bei einem Erdbeben erschüttert werden und in ihren Reihen nur noch der aufrichtig Gläubige und der standhaft an seiner Ideologie Festhaltende übrigbleibt, der nichts an seiner Ideologie modifiziert und revidiert und sich nicht der Falschheit hingibt. Erst dann haben die Gläubigen den Sieg Allahs und eine Machtübernahme verdient.

- Der Gesandte Allahs sah sich mit unzähligen Hindernissen konfrontiert. Viele seiner Gefährten (r) wurden getötet, gefoltert, vertrieben. Es wurden dem Gesandten die Gedärme von Kamelen, während er betete, über den Rücken geschüttet. Es kam zur Belagerung im Tal Abu Talibs. Es gab Repression und Verfolgung. Es wurde negative Propaganda betrieben. Es wurde auf der Flucht vor Ungerechtigkeit und Unterdrückung um politisches Asyl beim König Abbessiniens gebeten. Das und noch viel mehr hat es gegeben. Und auch nach der Übernahme der Herrschaft in Medina und nach Errichtung des Staates lösten sich die Hindernisse, die den Staat von rechts und von links, von vorne und von hinten und sogar von innen heraus herausforderten, nicht in Luft auf. Der Staat entstand in einer Gesellschaft, die zu einem Drittel aus Götzendienern bestand, von denen ein Großteil zu Heuchlern wurde, die sich nach außen als Muslime gaben und ihre Feindseligkeit gegenüber dem Islam verbargen. Ein weiteres Drittel bestand aus Juden, die der muslimischen Gemeinschaft feindlich gesonnen waren. Medina war umgeben von ihren Festungen und Burgen. Sie kontrollierten den Markt, die wirtschaftlichen Einnahmen und die Infrastruktur. Das verbliebene Drittel bestand aus den Muslimen, darunter die Muhāǧirun, bewusste Träger der Idee. Die Mehrheit der Muslime bildeten jedoch die Anār- die Streit- und Verteidigungskräfte. Sie traten erst ein Jahr vor der hiǧra in den Islam ein.Vom Islam kannten sie nur dessen Grundidee „Lā ilāha illa Allāh Muḥammad rasūl Allāh“. Darüber hinaus gab es die externen Hindernisse, die polytheistischen arabischen Stämme, angeführt von den Quraiš, die gemeinsam dem jungen islamischen Staat auflauerten. Ferner gab es die Byzantiner und Perser, Weltmächte, die etwas dagegen hatten, dass ihnen jemand von der arabischen Halbinsel, die sie nur als einen Ort verfeindeter Stämme kannten, die Weltführung streitig macht. Wie wäre es dann erst, wenn diese Macht von einem globalen, ideologischen Staat ausginge, dessen Mission es ist, den Islam durch daʿwa und ǧihād in die Welt zu tragen?

- Nach dem Tode des Propheten (s) verschlechterte sich die interne Lage des Staates durch die ridda, die die arabische Halbinsel unter dem Banner von Musailima, dem Lügner, von Sajah, von Aswad al-Ansi und vonTulaiha bin Khuwailid al-Asadi durchdrang. Niemand hielt mehr am Islam fest, außer in Medina, Taif, Mekka und im Dorf Jawathi in Bahrain. Doch Abū Bakr al- Ṣiddīq war wie ein Löwe zur Stelle. Er entsandte Usāma bin Zaid in die byzantinischen Gebiete, wo er kämpfte und siegreich zurückkehrte. Er führte gegen die Abtrünnigen und die zakāt-Verweigerer einen erbitterten Krieg, bei dem viele der Prophetengefährten und viele derjenigen, die den Koran auswendig kannten, als Märtyrer fielen. Kurz: Abū Bakr begegnete den internen und externen Herausforderungen mit dem Einsatz eines gläubigen Führers, der auf die Unterstützung Allahs vertraut und mit der Entschlossenheit eines erfahrenen Politikers, der fähig ist, Krisen zu bewältigen, sodass der dīn unbeschadet blieb und die Muslime sicher waren. So begegnete der erste Rechtgeleitete Kalifatsstaat gleichzeitig den internen und externen Hindernissen. Abū Huraira (r) sagte darüber: „Bei Allah- es gibt keinen Gott, außer Ihm - , wäre Abū Bakr nicht zum Kalifen ernannt worden, so hätte niemand mehr Allah angebetet.“ Jeder Muslim, der eifrig ist und aufrichtig gegenüber Allah, loyal seiner Umma gegenüber, sollte in die Welt ziehen und sich ansehen, wie ʿAbdurraḥmān al-Dāḫil den Islam in al-Andalus wiederbelebte, nachdem sich der Zustand der dort lebenden Muslime verschlechtert hatte und der Islam kaum noch zu existieren schien. Er sollte sich ansehen, wie Āl-Zengi und Ṣalāḥuddīn die Einheit der Umma wiederherstellten, nachdem die Lage der Muslime nach den Kreuzzügen desolat war und wie Maḥmūd bin Mamdūd Saif al-Dīn Qutuz alleine aus Ägypten imstande war, sich dem Kampf mit den Mongolen zu stellen und sie in einem Zeitraum von nur 11 Monaten zu bezwingen. Den Rest der Geschichte findet ihr in den Werken von Ibn al-Athīr, Ibn Kathīr und bei anderen. Daher darf die Tatsache, dass Hindernisse existieren, von den Zweiflern, von den Verweigerern und von jenen, die Rechtfertigungen suchen, nicht als Hinderungsgrund für die Rückkehr des Islam und für dessen erneute Umsetzung im Staate des Islam herangezogen werden. Der Islam selbst hat Lösungen und islamische Rechtssprüche vorgesehen, die detailliert in den Fiqh-Büchern festgehalten sind, um solchen Hindernissen zu begegnen und solche Herausforderungen zu überwinden, wie groß die Gefahren für die Muslime auch sein mögen. Wäre es denn überhaupt denkbar, dass solche Rechtssprüche im Islam fehlen, der doch sämtliche Handlungen der Menschen umfasst und alle Lösungen beinhaltet, die einen Ausweg aus jeder Krise, die die islamische Umma treffen könnte, garantieren? Äußerst erstaunlich ist, dass Erdogan sich mit Leib und Seele einsetzt, wenn es um die Konfrontation mit eigenen Gegnern aus Politik und Militär geht und besonders nachdem es zu dem letzten Putschversuch am 15.07.2016 kam. Er zeigt sich begabt, wenn es darum geht, seine Gegner in die Schranken zu weisen und sie in die Enge zu treiben. Warum setzt Erdogan seine Talente nicht dafür ein, den Islam wieder in einem Staat des Kalifats zu implementieren? Scharenweise würde sich das Volk hinter ihn stellen und auf dem Wege Allahs, alles zur Verfügung stellen, was ihnen lieb und teuer ist. Er würde sogar eine ganze Umma vorfinden, die nach einem gottesfürchtigen Führer ruft, der sie aus der Ära der Gewaltherrschaft in das aufgehende Licht des zweiten Rechtgeleiteten Kalifats nach der Methode des Prophetentums führen soll. Wenn die türkische Bevölkerung vor die Wahl gestellt werden würde, zwischen dem Laizismus – ob die kemalistisch-britische Version oder die Version Erdogans und Amerikas - und zwischen einem äthiopischen Herrscher, der sie mit dem Gesetz Allahs regiert, so würden sie Erdogan und die ihn unterstützenden Kemalisten hinter sich werfen und sich für die baiʿa für den Äthiopier entscheiden.

Und unser letztes Bittgebet lautet: Gepriesen sei der Herr der Welten!

Quelle: Magazin Al-Waie, Ausgabe 337, Rabīʿ al-Āḫir n. H., Dezember 2018 n. Chr.

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